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Angesichts der Ergebnisse des ADFC-Fahrradklimatests 2020 klingt es beispielsweise gegenüber Aachen wie Hohn, dass Mönchengladbach als Mitglied in der „Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen“ aufgenommen wurde.

Denn auch diesmal landete Mönchengladbach auf dem vorletzten Platz in der bundesweiten Kategorie „Städte zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner“.

Die Aussagen des damaligen OB Hans Wilhelm Reiners (CDU) zum ebenso miserablen Ergebnis aus dem Jahr 2018, „Das Ergebnis ist ein Ansporn“ und „Die Stadt setzt die beschlossenen Ziele in den kommenden Jahren konsequent um.“ blieben nicht mehr als eine Floskel.

Daran dürfte sich auch unter seinem Nachfolger Felix Heinrichs (SPD) kaum etwas ändern, wie aus seinen Aussagen anlässlich des 4. ADFC-Stadt­forums am 23.06.2020 geschlossen werden kann.

Er sah offensichtlich weniger die Pflicht bei der Verwaltung das “Fahrradklima“ in Mönchen­glad­bach zu verbessern, sondern drehte „den Spieß rum“, indem er „die Menschen“ aufforderte, für eine bessere Radinfrastruktur „auf die Straße zu gehen“ und sich beispielsweise für einen Radentscheid stark zu machen.

Mit Blick auf die anstehenden ADFC-Umfrage 2020 forderte er die Umfrage-Teilnehmer auf, Mönchen­glad­bach diesmal nicht so schlecht zu bewerten.

Heinrichs wörtlich (nachzuhören ab Minute 6:30 dieses Ausschnittes aus der Aufzeichnung):

„… Wenn jemand heute den Test ausfüllt, dann würde ich ihm sagen: ‚Fülle ihn nicht zu schlecht aus, weil das die Leute am Ende noch demotiviert, die was bewegen wollen. Sei realistisch und ehrlich.‘

Und ich hoffe, dass Ihr 2022 sagt: ‚Ja genau, und wir waren gemeinsam mutig und haben in zwei Jahren in dieser Stadt schon ziemlich viel geschafft.‘ …“ (Zitat Ende)

Es ist schon ein Novum, dass ein SPD-Politiker, der es sechs Jahre lang in der Hand gehabt hätte, mit dem Kooperationspartner CDU die Stadt fahrradfreundlicher zu gestalten, nunmehr die Bürger aufruft „auf die Straße zu gehen“, um Dinge zu fordern, die in anderen Städten ähnlicher Struktur und Größe zu den Selbstverständlichkeiten gehören.

Scheinbar hatte er zu diesem Zeitpunkt noch daran gedacht, dass die GroKo fortgesetzt werde und so die CDU „unter Druck“ gesetzt werden könnte.

Den Aufruf zur „Zurückhaltung“ beim Ausfüllen der ADFC-Fragebögen müssen Radfahrende aus Mönchengladbach falsch – oder vielleicht doch richtig – verstanden haben.

Doppelt so viele (2018= 610 • 2020 = 1.208) beteiligten sich an der ADFC-Umfrage und attestierten der Stadt, dass sich nichts zum Positiven geändert habe, was trotz einer Steigerung um annähern 100% zur erneuten bundesweiten Platzierung auf Rang 24 (von 25) führte.

Dieser zeigt nämlich, dass auch bei vermeintlich positiven oder keinen Veränderungen per Saldo teilweise erhebliche Verschlechterungen von 2012 bis 2020 zu verzeichnen sind.

Die einzigen positiven Bewertungen sind in Bereichen zu finden, die einerseits nichts dazu beitragen werden, mehr Menschen zur Benutzung des Fahrrades zu bewegen, andererseits auch nicht offensiv von Politik und Verwaltung initiiert wurden.

Dazu gehörten „Santander-Leihfahrräder“, Freigabe von Einbahnstraßen für den Radverkehr und die Radwegweisungen.

Warum und wie die Stadt Mönchengladbach es zum Mitglied in der AGFS gebracht hat, ist momentan noch ein Mysterium.

Hat es ausgereicht, eine einzige Fahrradstraße aufzuzeichnen und einen Masterplan Nahmobilität erarbeiten zu lassen, der zwar seit 2017 existiert, bislang jedoch keine Wirkung zeigt, oder wurden Verpflichtungen (inhaltlich und zeitlich) eingegangen, die öffentlich nicht gemacht bekannt wurden?

Betrachtet man die Aufnahmebedingungen für die Mitgliedschaft in der AGFS, sind Zweifel angebracht, ob die Stadt Mönchengladbach die darin enthaltenen Vorgaben in absehbarer Zeit erfüllen wird, kann oderwill.

Möglicherweise war auch nur der leichte „Zugriff“ auf Fördermittel die Motivation dafür, eine solche Mitgliedschaft anzustreben.