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Wenn Landtagsabgeordnete oder andere Politiker Schulen und andere Bildungseinrichtungen besuchen, dann meist passiv als Zuhörer und „Informationskonsumenten“ und „Promiente“ anlässlich von Empfängen und Offenen Türen.

Der Mönchengladbacher FDP-Landtagsabgeordnete Andreas Terhaag beschritt in der vergangenen Woche einen anderen Weg: Er versuchte sich als Lehrer, oder wie diese am Berufskolleg Hephata genannt werden, als Dozent.

In diese für ihn ungewohnte Rolle schlüpfte der diplomierte Ingenieur für Heizungs- und Klimatechnik im Rahmen der Aktion „Schenken Sie uns eine (Schul-) Stunde Ihrer Zeit“ und bestritt mit Studierenden für Heilerziehungspflege 90 Minuten „Politikunterricht“.

Diese Aktion geht auf eine Initiative des Verbands Deutscher Privatschulen NRW (VDP) zurück und wurde zum dritten Mal durchgeführt.

Zum VDP zählen Privatschulen unterschiedlicher Schulformen. Neben christlichen Schulen zählen dazu auch Waldorfschulen, Montessorischulen, Alternativschulen, internationale Schulen sowie Schulen für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Anforderungen.

(c) BZMG

Zu seinen „Erfahrungen“ als Dozent und Eindrücken aus der Schulstunde sprachen wir mit Andreas Terhaag in einem Telefoninterview.

Angelegt hatte er seinen Unterricht auf der Grundlage einer Sitzung des Ausschusses für „Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz“ des Düsseldorfer Landtages, dem Terhaag angehört und beispielhaft auf einen Tageordnungspunkt mit dem Thema „Pudelwohl im fremden Land! Endlich wirksame Bekämpfung von invasiven Neobiota ermöglichen und heimische Ökosysteme schützen!“

‚Wen interessiert denn so etwas?‘ habe er den Reaktionen der Studierenden entnehmen können, so Terhaag, bei der näheren Behandlung jedoch festgestellt, dass die Erkenntnis gereift sei, es handele sich schon ein wichtiges Thema für den Schutz der heimischen Flora und Fauna.

Insgesamt zollte Terhaag den Studierenden hohen Respekt, dass sie diesen verantwortungsvollen Beruf ergreifen wollen und stellte fest, dass viele „seiner“ Schüler ihre Motivation aus vorangegangenen Tätigkeiten während eines „Freiwilligen Sozialen Jahres“ bzw. im Rahmen „Bundesfreiwilligendienst (BFD)“ geschöpft hätten.

Gegen Ende des Interviews berichtet Terhaag von einem jungen Mann, der ein Jahr lang einen behinderten Jungen betreut habe, woraus eine dauerhaften Beziehung entstanden sei.

Am Rande des „Aktionstages“ hatte wir Gelegenheit für ein Interview mit dem Leiter des Berufskollegs Hephata, Karsten Bron.

(c) BZMG

Der Jurist u.a. mit Schwerpunkt Sozialrecht erläuterte die Entstehung des von der Stiftung Hephata getragenen Bildungsinstitutes, beschrieb die Voraussetzungen für die Aufnahme der drei Bildungsstränge Sozialpädagogik, Heilerziehungspflege und Sozialassistent Heilerziehung und wies auf den hohen Grad positiver Abschlüsse hin.

Mit dem Abschluss an der Fachschule für Sozialpädagogik als „Staatlich anerkannte Erzieher“ besteht die Möglichkeit zum Erwerb der Fachhochschulreife.

Gleiches gilt für den Abschluss in der Heilerziehungspflege.

Während als Voraussetzung für diese beiden Studiengänge beispielweise ein Abitur erfordert, reicht für die „Sozialassistenz Schwerpunkt Heilerziehung“ ein Hauptschulabschluss.

Hierbei spiele das Alter keine Rolle, so Karsten Bron. Es gebe durchaus Schulklassen, in denen neben jungen Schülern auch ältere, beispielsweise um die 40 Jahre, die gemeinschaftlich erfolgreich lernen würden.

Wie im Übrigen – ebenfalls altersunabhängig – die Aussichten auf einen sichern sozialversicherten Arbeitsplatz sowohl bei Hephata als auch in kooperierenden Einrichtungen sehr hoch seien.

Besonderen Wert legt Bron auf vier Besonderheiten.

Zum einen würde während aller Bildungsgänge großer Wert auf unmittelbaren Praxisbezug gelegt, wofür es diverse speziellen Ausstattungen im Berufskolleg gebe.

Darüber hinaus wird kein Schulgeld erhoben und das Berufskolleg Hephata ist bewußt nicht an das Portal „Schüler Online“ angeschlossen.

Jede Bewerbung für eine der drei angebotenen Bildungsgänge wird individuell behandelt; alle Bewerber werden zu persönlichen Vorstellungsgesprächen eingeladen. „Bewerbertage“ oder ähnliches gebe es nicht.