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Der in Rheydt geborene politische Kabarettist Volker Pispers (63) zog sich Anfang des Jahres nach fünf Jahren Auftrittspause endgültig von der Bühne zurück.

Vielen, die seine Auftritte – auch in Mönchengladbach – erlebt haben, werden ihn und seinen messerscharfen Analysen und ebenso scharfen Formulierungen vermissen.

Er sei nicht krank, „sondern genieße es einfach, nicht mehr in der Öffentlichkeit zu stehen“, schrieb der Düsseldorfer auf seiner Website.

Sein Verlag bestätigte der Deutschen Presse-Agentur: „Er ist jetzt Privatier.“

Viele Fans bedauern den Rückzug im Internet.

Der in Mönchengladbach geborene Pispers war jahrelang eine feste Größe auf Bühnen im deutschsprachigen Raum sowie im Fernsehen.

Pispers distanzierte sich in der Abschiedsmitteilung auch „von allen Coronaleugnern, selbsternannten Querdenkern, AfD-Fans und rechten Extremisten“.

Diese Leute missbrauchten teils alte Texte, um ihn „in den asozialen Hetzwerken als vermeintlichen Kronzeugen für ihre kruden bis kranken Ansichten zu präsentieren“, führte er aus.

Er habe aber keine Lust, viel Lebenszeit zu vergeuden, um dagegen vorzugehen, zitiert die Süddeutsche Zeitung die dpa-Meldung

„In aller Klarheit: Ich bin nicht der Meinung, dass die Corona-Pandemie eine Erfindung ist. Es ist auch absoluter Quatsch, dass unsere Politiker die Pandemie nutzen, um eine Diktatur zu errichten. Über den richtigen Weg in der Pandemie und über die einzelnen Maßnahmen lässt sich selbstverständlich trefflich streiten, aber den Regierenden pauschal zu unterstellen, ihnen gehe es nur um Repression ist gelinde gesagt eine Unverschämtheit. Das alles ändert überhaupt nichts an der Tatsache, dass ich die von uns gewählten Regierenden für unfähig halte. Gleiches gilt allerdings auch für einen zunehmend größeren Teil der Wählenden.“

Auch wenn die Bildung der ersten Bundes-GOKO schon lange zurück liegt, kommen seine Beobachtungen aus dem Jahr 2007 so vor, als ob es „gestern“ gewesen sei.

Mehr oder weniger kamen sie alle in seinen diversen „Perforceritten“ durch die damalige Politik vor.

Damals bestand das Kabinett nämlich aus „Köpfen“ und „Köpfchen“, von denen einige heute noch unser Leben „mitgestalten“.

  •    Bundeskanzlerin: Angela Merkel (CDU)
  •    Arbeit und Soziales: Franz Müntefering (SPD)
  •    Auswärtiges: Frank-Walter Steinmeier (SPD)
  •    Bildung und Forschung:
       Annette Schavan (CDU)
  •    Landwirtschaft, Verbraucherschutz:
       Horst Seehofer (CSU)
  •    Familie, Senioren: Ursula von der Leyen (CDU)
  •    Finanzen: Peer Steinbrück (SPD)
  •    Gesundheit: Ulla Schmidt (SPD)
  •    Inneres: Wolfgang Schäuble (CDU)
  •    Justiz: Brigitte Zypries (SPD)
  •    Umwelt, Naturschutz: Sigmar Gabriel (SPD)
  •    Verkehr, Stadtentwicklung:
       Wolfgang Tiefensee (CDU)
  •    Verteidigung: Franz Josef Jung (CDU)
  •    Wirtschaft und Technologie: Michael Glos (CSU)
  •    Wirtschaftliche Zusammenarbeit: 
       H.  Wieczorek-Zeul (SPD)

Manche haben trotz Direktmandat noch innerhalb der Wahlperiode dieser 1. Bundes-GroKo die Segel gestrichen, einige davon, um einen noch lukrativeren Job „in der Wirtschaft“ anzunehmen und nun zu Lobbyisten zu avancieren.

Leider hat Pispers Ende 2015 aufgehört und damit eine Lücke hinterlassen, was er seinerzeit als zeitlich „unbefristete Pause“ bezeichnete.

Würde er heute wieder auf die Bühne kommen, würde es vielfach reichen, nur einige Namen auszutauschen und alles wäre wieder aktuell. Sicherlich auch seine Parteien-Neutralität.

Denn es gab keine Partei und kaum einen Spitzenpolitiker – gleich welcher „Farbe“ – denen er nicht das „mitgab“, was sie verbockt hatten.

Viele seiner Zuhörer bedachten das mit großem, zustimmendem Applaus.

So kurz vor den Wahlen scheint es angebracht sich einige „Pispers-Minuten“ noch einmal anzuschauen, um danach festzustellen, was sich seitdem geändert hat und was man als Bürger (= Wähler) nach der morgigen Bundestagswahl erwarten darf oder befürchten muss, wenn man seine Stimme dem einen oder dem anderen Kandidaten und der einen oder anderen Partei „schenkt“.

Denn mit der Stimme ist das so wie mit Geschenken im alten Kinderspruch: „Geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen“.

Nur, das mit dem „Wiederholen“ bei Stimmen geht leider nicht.

Das ist dann Wasser auf die Mühlen derer, die sagen, dass „die ja sowieso machen, was die wollen“ und nicht wählen gehen.

Und so ganz falsch liegen diese Leute dann auch wieder nicht, denn auf allen politischen Ebenen vertreten die „Auserwählten“ die Auffassung: „Ihr habt uns Eure Stimme gegeben, also können wir damit machen, was wir wollen“.