Annähernd 200 Interessierte waren der Einladung in das Ernst-Christoffel-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Rheydt gefolgt, um sich über den Stand der Angelegenheit „Rathaus-Neubau in Rheydt“ informieren zu lassen und ggf. bei der anschließenden Aussprache ihre Meinung zu äußern.
Auf verbindliche und dennoch humorvolle Art begrüßten die Pfarrer Stefan Dedring und Olaf Nöller als Hausherren die Teilnehmer und machten keinen Hehl daraus, dass sie vom Prinzip her das Vorhaben eines neuen Rathauses in der Rheydter City, das faktisch eine Anpassung des bisherigen Verwaltungskomplexes ist, für zweckmäßig erachten, ließen jedoch auch erkennen, dass kritische Anmerkungen durchaus angebracht seien.
Beim gebürtigen Bonnenbroicher Nöller, der souverän in die Rolle des Moderators schlüpfte, konnte man dies während der Diskussion der Zuhörer verspüren, ohne dass seine Moderatorenfunktion darunter litt.
Dass er vereinzelt auch ins „Rheer Platt“ verfiel, trug sicherlich zur insgesamt entspannten Atmosphäre im voll besetzen Saal bei.
Bevor es zur Diskussion kam, stellten OB Hans Wilhelm Reiners, Planungsdezernent Dr. Gregor Bonin, Stadtkämmerer Michael Heck und Planer des Siegerbüros sop Architekten GmbH aus Düsseldorf das Projekt vor und zeichneten eine aus ihrer Sicht positive Vision, die erst dann realisiert werde, wenn die Wirtschaftlichkeit nachgewiesen sei.
Manche Teilnehmer, die bislang nicht über das Projekt informiert waren, konnten sich durch die Komplexität und die Menge an Informationen, die in knapp 60 Minuten auf sie „einprasselten“, durchaus überfordert fühlen.
Diese und auch Interessierte, die nicht zu den Veranstaltungsteilnehmern gehörten, haben die Möglichkeit das Vorgetragene (noch einmal) nachzuvollziehen.
Über die anschließende Diskussion wird BZMG auszugsweise an anderer Stelle dieses Themenspecials „Rathaus-Neubau Rheydt“ berichten.
Was sich als roter Faden durch die Veranstaltung zog: Vieles ist noch ungeklärt, nicht ausgegoren.
Wie sieht es mit der Wirtschaftlichkeit aus?
Was bedeutet die Investition für den zukünftigen finanziellen Handlungsspielraum der Stadt?
Wie geht man mit dem umgebenden Einzelhandel, der Gastronomie, dem Verkehr während der mehrjährigen Bauphase um?
Wo werden die Beschäftigten des alten Verwaltungsgebäudes während dessen untergebracht?
Welchen Vorteil hat die große Glasfassade für das neue Rathaus?
Wie will man dem Vogelschlag, ein allgemein unterschätztes Problem bei großen Glasflächen, begegnen?
Alles noch ungeklärt.
Wie schon bei der Planung des Europaplatzes hat man auch hier offensichtlich den zweiten Schritt vor dem ersten getan.
Statt die notwendigen Rahmenbedingungen vorab zu klären und zu diskutieren, werden Wettbewerbe für die Baukörper ausgeschrieben, prämiert, in Hochglanz präsentiert, so dass sie wie Vorgaben daher kommen, an die sich alles andere zu orientieren hat.
Alternativen werden kaum diskutiert.
„Nichts tun ist keine Alternative“, heißt es.
Sanierung bestehender Verwaltungsgebäude werde ungleich teurer.
Das kann man, wie viele Beispiele an anderer Stelle bundesweit zeigen, natürlich so rechnen, wie man es braucht.
Um den Renovierungsstau an bestehenden Gebäuden zu untermauern, zeigte man zu Beginn der Veranstaltung das Foto eines völlig maroden Kellerbereiches als „Beweis“. Aber in der Tat hat die Stadt in den letzten Jahrzehnten ihre Verwal-tungsgebäude verkommen lassen.
Mitarbeiter wissen zu berichten, dass sie schon mal nach Feierabend mit selbst beschaffter Farbe ihre Büroräume und Flure gestrichen haben, weil sonst nicht passiert wäre.
Wird sich das im neuen Rathaus dann ändern?