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Hallo Leute!

Kann man einem medialen Sommerloch etwas Gutes abgewinnen? Ich denke ja.

So könnte man mal den Bücherschrank auf- oder umräumen.

Vielleicht geht es Euch dann wie mir und Ihr entdeckt in der hintersten Ecke ein leicht verstaubtes, 20 Jahre altes Büchlein, das Ihr Euch irgendwann mal zu- und dann weggelegt habt.

Bevor man so etwas der „Blauen Tonne“ oder – viel besser – den ehrenamtlich betriebenen öffentlichen Bücherschränken zuführt, sollte man ruhig mal durchblättern, um dann Volks-Lyrik, wie beispielsweise dieses Gedicht, das glatt aus der heutigen Zeit und aus unserer Stadt stammen könnte, zu finden.

Mein TiPP: Einfach vorlesen lassen 😉

Ein Mann, ein Wort – wie schön das wär,
Dann hättens Rechtsanwälte schwer.

Ein Wort, das muss in heut‘gen Zeiten,
Ein Schriftstück (mindestens) begleiten.

Hier tobt der Rechtsanwalt sich aus
Und macht ‘nen richt‘gen Schriftsatz draus;
Bedenkt, was alles so passiert,
Setzt sich hin und formuliert.

Dabei fällt ihm schließlich ein,
Es muss so neu nicht alles sein.

Wir hatten doch vor kurzem grade …?

Schon greift er in die Schreibtischlade
Und nimmt den Fall von Müller zwei.
Da ist sicher was dabei,
Das auch in diesem Falle richtig

… Im Kopieren ist man tüchtig.

Er nimm den Absatz zwo bis zehn,
Danach wird man weiter sehn.

Und wie er da so sitzt und sinnt,
Sich einen roten Faden spinnt,
Da wurde es ihm plötzlich klar,
Es gibt da einen Kommentar.

Der Anwalt geht nicht gerne fehl,
Drum schlägt er nach bei „Hefermehl“.

Dort findet er so manche Tücken
Und schließt in seinem Text die Lücken.

Jetzt hat er 30 Paragraphen,
Die muss er erst mal überschlafen.

Am nächsten Tag bekommt mit Pfiff
Der Text den allerletzten Schliff.

Schließlich muss fürs Honorar
Man etwas bieten, ist doch klar.

„Das hat Bestand jetzt vor Gericht,
der Schriftsatz, der ist wasserdicht!“

Der Kunde ist vor Ehrfurcht schwach,
Er fühlt sich sicher nun, … doch ach,
Es verging nur wenig Zeit,
Da kam es schon zu einem Streit.

Der „wasserdichte“ Schriftsatz leckte.
Ein Anwalt suchte das Versteckte
und fand den Punkt, der nicht behandelt

… Zu dem man streitig nun verhandelt.

Die Moral von der Geschicht‘:
Traue keinem Anwalt nicht!

Jeder Schriftsatz ist nur gut,
Solang er in den Akten ruht.

Wenn sich daraus ein Streit entzündet,
Sucht man nach Krümeln, die man findet!

Ein Mann, ein Wort – wie schön das wär‘!
Die Zeiten wünschte man sich her.

Und was macht da der Rechtsanwalt,
Dem beide Füße wurden kalt,
Weil er so rechtes nicht vollbracht?

… Klar, dass er Politik jetzt macht.

Na, zu viel versprochen?

Wenn Ihr also auch solche Schätzchen habt, Her damit: glossi@bz-mg.de

Das woll‘ ich nur mal gesagt haben …

Euer Glossi.