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„Besonders stolz bin ich, dass wir mit Felix Heinrichs einen Mann in unseren Reihen wissen, der sich der besonderen Aufgabe stellen und im wichtigsten politischen Amt unserer Stadt Verantwortung übernehmen will.“
Solche Äußerungen geben zu denken und stoßen zu Rückblicken an.
Mit dieser Aussage erweckt Gülistan Yüksel den Eindruck, dass ein potenzieller Hauptverwaltungsbeamter Felix Heinrichs sozusagen der „Ober-Politiker“ der Stadt werden könnte, wobei sie – bewusst oder unbewusst – verkennt, dass er als bezahlter Hauptverwaltungsbeamter allenfalls der „Ober-Verwalter“ der Stadt werden würde.
Auch würde er die Stadt ebenso wenig „regieren“, wie eine Ratsmehrheit ein Parlament ist. Daran haben sich „machtfokussierte“ Kommunalpolitiker der Ratsmehrheit immer noch nicht gewöhnt.
Die Verwaltungsfunktion würde 80% seiner Aufgabenstellung als Hauptverwaltungsbeamter ausmachen, wie man dem Stellenplan der Stadt entnehmen kann.
Politische „Zuständigkeiten“ und „Wichtigkeit“ könnte man allenfalls in seinen Zuständigkeiten für Rat, Ausschüsse, Fraktionen usw. ableiten.
Wirklichen politischen Einfluss und damit auch Verantwortung hätte er kaum … und wenn die SPD glaubt, über ihn mehr politischen Einfluss bekommen zu können, wäre das ein weiterer Trugschluss.
Das zeigte auch der Beginn der Amtszeit des SPD-Oberbürgermeisters (= Hauptverwaltungsbeamten) Norbert Bude, dessen „politischer Einfluss“ zu Zeiten der schwarz-gelben Ratsmehrheit gegen Null tendierte.
Die Ratsmehrheit aus CDU und FDP erteilte ihm Aufträge … ob er sie (politisch) für richtig hielt oder nicht.
Sein „politischer Einfluss“ stieg – gefühlt – erst zu Zeiten der „Ampel-Kooperation“, zu deren Beginn er unverständlicher – und (politisch) ungeschickterweise – deren Vertrag mit unterzeichnete.
Ein Vorgang der in anderen Kommunen seines Gleichen suchte.
Dass Bude im CDU-dominierten Verwaltungsvorstand auch während der „Ampel-Zeit“ keinen leichten Stand hatte, war allenthalben zu beobachten.
Zu beobachten war aber auch, dass sich – auch bei vielen seiner Genossen – der Eindruck verfestigte, dass Bude im letzten Drittel seiner Amtszeit eher der CDU als der SPD zugetan schien.
Mit dem Ergebnis, dass nicht wenige seiner Genossen nicht mehr bereit waren, 2014 seine erneute Kandidatur wirklich aktiv zu unterstützen.
Zugegebenermaßen verfügt Felix Heinrichs über ein ausgeprägtes politisches Gespür.
Ob das und seine berufliche Erfahrung als Geschäftsführer im elterlichen Unternehmen mit nur wenigen Mitarbeitern ausreicht, eine nach wie vor CDU-dominierte Verwaltung mit ca. 3.500 Mitarbeitern zu führen und zu leiten, muss mit großen Fragezeichen versehen werden.
Ganz zu schweigen von den juristischen Defiziten, denen sich jeder (dann ehemalige Kommunalpolitiker) „Nicht-Verwaltungsmann“ bzw. jeder „Nicht-Jurist“ auf diesem Posten bewusst sein muss.
Fragezeichen, die auch der aktuelle CDU-Hauptverwaltungsbeamte Hans Wilhelm Reiners, der 2014 mehr als Zufallskandidat ins Rennen ging, bis heute nicht widerlegen konnte.
Sowohl im Hinblick auf die Führung und Leitung eines großen Verwaltungsapparates als auch hinsichtlich der juristischen und politischen Fallstricke, denen er trotz juristischen Beistandes innerhalb und außerhalb der Verwaltung nicht auszuweichen in der Lage war.
„Politisch“ waren weder der Hauptverwaltungsbeamte Norbert Bude und Hans Wilhelm Reiners „wichtig“ und wird es auch der neue Hauptverwaltungsbeamte nicht sein – egal wie er heißt und egal unter welchem Partei-Label er antritt.
Dass genau ein solches Partei-Label gar nicht notwendig ist, beweist die parteilose, parteiübergreifend anerkannte Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Sie macht das, wofür sie von den Bürgern direkt gewählt wurde: Sie ist Hauptverwaltungsbeamtin im wahrsten Sinne und repräsentiert die Stadt ohne Parteiabzeichen und Parteibuch.
Die Kölnische Rundschau beschreibt aktuell, dass es Zeiten gegeben habe, in denen sie (Reker) gebeutelt gewirkt habe, „zermahlen im Kampf zwischen Verwaltung und Politik…“. Seit einigen Monaten wirke sie jedoch angriffslustiger und frischer … und angekommen im Wahlkampf-Modus.
Ein Wahlkampf, aus dem Sie Prognosen zufolge als Siegerin hervorgehen könnte, wenn sie weiterhin mit der Unterstützung von CDU und Grünen in Köln rechnen und wenn das Landesverfassungsgericht in Münster die Abschaffung der Stichwahl für rechtens erklärt.
Reker verkörpert das wichtige „Verwaltungsamt“ und musste nicht schon im Vorhinein dafür auf einen Sockel gehoben werden.
Etwas, was sich nicht nur die SPD in Mönchengladbach zu eigen machen sollte.
Eine Personenwahl des Hauptverwaltungsbeamten sagt noch lange nichts über das kommende Abschneiden einer Partei bei der Besetzung der Ratsmandate aus und damit auch, wie groß die „Unterstützung“ aus dem Rat sein wird.
Ob Gülistan Yüksel und andere „SPD-Oberen“ eine entsprechende Zurückhaltung zeigen werden, wird sich in den vier „SPD-Casting-Veranstaltungen“ im September zeigen, bei denen faktisch nichts zu „casten“ sein wird: Es gibt keine weiteren SPD-Kandidaten.