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„Think big“ hat nicht erst seit dem Amtsantritt des neuen Baudezernenten Dr. Bonin und in den sechs Jahren Mönchengladbacher GroKo aus CDU und SPD Einzug in Gladbacher Politik und Verwaltung gehalten, sondern sich vielmehr erheblich verstärkt.

„Think big“ muss vielfach synonym für „Denken in ‚übergeordneten‘ Dimension“ oder für „weitblickend“ oder für das „Streben nach Vergleichen und Übertrumpfen anderer“ oder für das Entschuldigung für undifferenzierte und überzogene Vorstellungen herhalten.

In Mönchengladbach drückte sich das als äußeres Zeichen beispielsweise durch die Grundstücksdeals rund um das Handels- und Dienstleistungszentrums (heute: minto) aus, wenn es um Investitionen geht.

Unter „Think big“ einzuordnen sind so auch die – mittlerweile  aufgegebenen – Überlegungen unter dem Gero-Weiher eine zweistöckige Tiefgarage zu bauen und aktuell der viel diskutierte Rathaus-Neubau in Rheydt.

Während es bei diesen Beispielen vornehmlich um Investitionen handelt, scheint „Think big“ sich nun auch bei den so genannten „konsumtiven Ausgaben“ zu etablieren.

Dazu gehört das geschickte und schwer nachvollziehbare Aufblähen des Personalapparates in der Bauverwaltung und parallel dazu die Ausgaben beim Einkauf von Beratungs- und Gutachterleistungen.

Jüngstes Beispiel ist das Thema „Neue Radwege auf der Bismarckstraße“.

Dazu gab es am 14.01.2021 in der 2. Sitzung des neuen Ausschusses für Umwelt und Mobilität die Beschlussvorlage Nr. 0341/X, in der fast eine halbe Million EURO allein für Planungskosten veranschlagt wurde.

Kosten für eine konkrete Umsetzung – so sie denn jemals stattfinden wird – dürften ein Mehrfaches an Mittel erfordern.

Mit 490.000 EURO nur für Planungen konnte die Initiative „Pro Radweg Bismarckstraße“ angesichts der prekären Haushaltslage der Stadt Mönchengladbach nicht rechnen.

(c) BZMG

Die enorm hohen Ausgaben ausschließlich für Planungsarbeiten trafen beim Linken-Sprecher im Ausschuss für Umwelt und Mobilität, Torben Schultz, auf völliges Unverständnis.

(c) BZMG

Dem entgegnete Planungsdezernent Dr. Gregor Bonin (CDU) mit der Bemerkung, man sei auf „externen Sachverstand“ angewiesen.

Bonin betonte dass es sich hierbei nicht um irgendwelche bauliche Maßnahmen handele, sondern um die Abarbeitung der im Beschluss des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden vom 09.12.2020 aufgeführten Parameter.

Die Beschlussvorlage im Mobilitätsausschuss geht zurück auf politische Versprechung von jetzigen Ampelpartnern und SPD-OB Felix Heinrichs im vergangenen Kommunalwahlkampf, die öffentlichkeitswirksame Übergabe von über 2.000 Unterstützerunterschriften an OB Felix Heinrichs und auf die Eingabe von Bürgerinnen und Bürger in der Initiative „Pro Radweg Bismarckstraße“ im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden am 09.12.2020.

Zu dieser Eingabe entwickelte die Verwaltung die Beratungsvorlage (0291/X), die eine „Litanei“ von Punkten enthält, von denen sich einige einzeln oder in Kombination als „K.O.-Kriterien“ für das Ansinnen der Initiative entwickeln könnten.

Diese „Parameter“ wurden offensichtlich im Vorfeld zum Beschwerdeausschuss von der planenden Verwaltung zusammengestellt, so dass sich Bonin bei seiner Erläuterung zur Beschlussvorlage Nr. 0341/X darauf beziehen konnte.

Wollte man diese doch schon sehr detaillierte Auflistung der „Parameter“ kritisch bewerten, könnte man zu dem Schluss kommen, dass es sich bei dieser „Litanei“ um eine taktische „Abwehrreaktion“ handelt, mit der Radwege auf der Bismarckstraße verhindert werden bzw. die Begründung für solche (erhofften) Ergebnisse vorsorglich „geliefert“ werden sollten.

Seriöser wäre es sicherlich gewesen, wenn zunächst die verkehrlichen Aspekte des Ansinnens der Initiative beleuchtet und beispielsweise eine temporäre „Pop-up-Bike-Lane“ eingerichtet werden würde, wozu es sicherlich keines „externen Sachverstandes“ bedarf und damit Ausgaben vermieden werden können.

Die dabei gewonnenen Erfahrungen könnten Grundlage für weitergehende Planungen sein.

Bemerkenswert auch Bonins Antwort auf die Nachfrage von Torben Schultz, mit wem die Verwaltung bezüglich der Angelegenheit in Kontakt stehe.

Man habe mit der Polizei und dem ADFC Gespräche geführt, mit der Initiative nicht.

Bemerkenswert auch, dass es Wortmeldungen anderer Ausschussmitglieder zu diesem TOP nicht gab.