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Vieles, was die Stadt eisenbahntechnisch zu bieten hat, ist den meisten unbekannt. 

Etwas Besonderes ist die Tatsache, dass die Stadt Mönchengladbach einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde hat.

Sie ist die einzige deutsche Stadt mit zwei Hauptbahnhöfen.

Dies ist dem Umstand zu verdanken, dass nach der Gebietsreform von 1975 die selbständige Stadt Rheydt nach 1929 zum zweiten Mal mit der Stadt Mönchengladbach vereinigt wurde und im Zuge dieser Zusammenlegung der Hauptbahnhof Rheydt durch die Deutsche Bundesbahn nicht umbenannt wurde.

Aber schauen wir uns einmal an, wie alles begann.

Das erste Verwaltungsgebäude der ersten Bahn­gesell­schaft, die die Städte Rheydt und Mönchengladbach bediente

Im Jahre 1851 wurde mit „Allerhöchstem Erlass vom 4. März 1850“ die erste Eisenbahn in Mönchengladbach, die Aachen-Düsseldorf-Ruhrorter Eisenbahn, gegründet und hatte ihre Verwaltung in Übach-Palenberg.

Diese betrieb bis 1865 den Zugverkehr von Mönchengladbach über Rheydt bis Wickrath.    

1865 wurde diese Bahngesellschaft von der „Bergisch Märkischen Eisenbahn“ übernommen, die im Jahre 1880 in die neu gegründete „Preußische Staatsbahn“ übernommen wurde.

Parallel dazu gründete sich im Jahre 1877 die „Rheinische Eisenbahngesellschaft“, die dann ebenfalls 1880 in die neue Staatsbahn eingegliedert wurde.

Zwischenzeitlich wurde Rheydt an das Bahnnetz bis Köln und Aachen angeschlossen.      

Ab 1880 folgten dann bis 1920 die Jahre der „Preußischen Staatsbahn“, die wiederum 1920 in die neugegründete „Deutsche Reichsbahn“ übernommen wurde.

Das erste Empfangsgebäude des Rheydter Bahnhofes. Nach Erweiterung der Gleisanlagen stand es zwischen den Gleisen. Erst 1978 wurde es abgebaut.

Da der Bahnhof in der Zwischenzeit gewachsen war und umfangreiche Gleisarbeiten nötig waren, musste ein neues, größeres Empfangsgebäude her, da das alte Gebäude nun zwischen den Gleisen 2 und 3 stand.

Erst 1978 wurde dieses Gebäude abgerissen.

Der Neubau wurde weiter nach Osten an den heutigen Standort des Bahnhofes verlegt.

Das erste große Empfangsgebäude wurde im Jahre 1907 am heutigen Platz des Bahnhofes eingeweiht. Im zweiten Weltkrieg wurde es leider völlig zerstört.

Nach und nach wurde das Gleisbild des Bahnhofes immer mehr vergrößert.

Schematische Darstellung der Gleisanlagen des Hauptbahnhof Rheydt Ende der sechziger Jahre

Es wurden mehrere Güterschuppen für die gegenüber dem Bahnhof liegenden Speditionen errichtet, ein spezielles Gleis zur Verladung von Güterwagen auf Straßenroller wurde errichtet und weitere Rangier- und Abstellgleise kamen hinzu.

Mit Ende des zweiten Weltkrieges wurde aus der Reichsbahn die „Deutsche Bundesbahn“.

1952 wurde das zwischenzeitlich abgerissene Empfangsgebäude eingeweiht.

Nachdem im zweiten Weltkrieg das ehrwürdige Empfangsgebäude völlig zerstört wurde, entschloss man sich, ein neues, modernes Empfangsgebäude zu errichten.

1952 wurde dieses Gebäude eingeweiht und wird bis imvorigen Jahr in seiner ursprünglichen Form betrieben.

Markant am Bahnhofsgebäude war das fensterlose Obergeschoss, in dem sich ein Kino mit drei Sälen befand.           

Auf der anderen Seite des Bahnhofes waren weiterhin Güterschuppen und Umladestellen in Betrieb.

Was war das dort für ein Treiben?

Riesige Schlepper vom Typ Hanomag und Lanz Bulldog zogen Anhänger vom Speditionshof zum Güterschuppen oder zu  nahegelegenen Unternehmen, LKWs rangierten, Pferdefuhrwerke wurden beladen und hin und wieder kam eine Dampflok und brachte Waggons mit neuer Ware oder holte leere Wagen ab.   

Nachdem die Spedition am Bahnhof ihren Betrieb eingestellt hatte, wurden im Laufe der Zeit, mit zunehmender Elektrifizierung, so nach und nach auch die meisten Gleise der Güterabfertigung wie auch einige Bahnhofsgleise zurück gebaut.

In der Übergangszeit bis zum endgültigen Abriss der Güterschuppen hatten sich hier noch einige Handwerksbetriebe angesiedelt.

Nachdem auch die Gebäude der Spedition verschwunden waren, haben sich an deren Stelle verschiedene Discounter niedergelassen.

Südliche Bahnhofseinfahrt, Gleise von rechts (Gleis 1) nach links durchnummeriert.

Der Bahnhof verfügt heute nur noch über vier Gleise.

Gleis  1: Durchfahrende Güterzüge (das Gleis ist nur aus Richtung Köln befahrbar)
Gleis  2: Züge in Richtung Mönchengladbach (außer: RB 34)
Gleis  3: Alle Züge aus Mönchengladbach in Richtung Köln oder Aachen
Gleis  4: Rurtal Bahn von Mönchengladbach nach Dalheim und zurück, Ein-/Ausfahrt zum heute deutlich kleineren Rangierbahnhof, Fußballsonderzüge mit Umsteigemöglich­keit in die Shuttle-Busse zum Borussia-Park.

 

Das Fahrdienstleiterstellwek Rpf im Südlichen Bahnhofsbereich. Heute völlig verfallen und von Graphitikünstlern heimgesucht.

Das Wärterstellwerk Rpn in der nördlichen Bahnhofsein- und ausfahrt.

Zum Rheydter Hauptbahnhof gehörten bis 2007 noch zwei mechanische Stellwerke, die 1907 in Betrieb gingen, ein Fahrdienstleiterstellwerk (Rpf) und im Norden ein Wärterstellwerk (Rpn), zum ehemaligen Güterbahnhof (Gbf) gehörten das Fahrdienstleiterstellwerk (Rmf) sowie die Wärterstellwerke Rn, Rs und R1.

Diese steuerten bis 2007 die Weichen und Signale der Bahnhöfe, die bis dahin noch vollständig mit Formsignalen ausgerüstet waren.

Zum Gbf gehörte auch ein Bahnbetriebswerk (Bw) mit zwei Drehscheiben für den Unterhalt der eingesetzten Triebfahrzeuge sowie eine Halle für die Güterwagenausbesserung und eine Lehrwerkstatt.

2007 wurde der Betrieb der Stellwerke eingestellt und alle Signale und Weichen wurden an das elektronische Stellwerk Grevenbroich angeschlossen.

Im Zuge dieser Umstellung wurden die alten Formsignale durch Lichtsignale ersetzt. Die Gebäude der mechanischen Stellwerke blieben erhalten, jedoch kam es am 25. Mai 2011 zu einem Brand im Stellwerk Rs woraufhin die Brandruine noch im selben Jahr abgerissen wurde.

Das Fahrdienstleiterstellwerk Rpf an der südlichen Bahnhofsausfahrt steht heute noch, ist jedoch in einem desolaten Zustand.

Die Fenster sind mit Holzplatten verschlossen und die Außenwände sind den fragwürdigen Künsten einiger Graffitikünstlern zum Opfer gefallen.

Das Wärterstellwerk Rpn am Ende der nördlichen Bahnhofsausfahrt in Richtung Mönchengladbach Hbf ist ebenfalls noch vorhanden und bis auf ein paar eingeworfenen Scheiben optisch noch gut erhalten.

Es soll als denkmalgeschütztes Bahngebäude erhalten bleiben.

Mittlerweile wird der Hauptbahnhof Rheydt auch vom ICE Aachen – Berlin angefahren und mehrere IC Zuggarnituren halten hier an.

Das Bahnhofsgebäude befand sich lange Jahre in einem bedauernswerten Zustand.

Lange Zeit war nicht klar, wie es mit dem Haus weitergehen soll.

Es gab viele Ideen, aber immer wieder zogen sich Investoren zurück.

Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbes für den zukünftiges Bahnhofgebäude Rheydt (Hbf)

Rückansicht des Bahnhofsgebäudes vor dem Abriss. Auf dem rechten, freien Platz stand das erste Empfangs­gebäude.

Zwischenzeitlich wurde das Rätselraten um die Zukunft des Empfangsgebäudes des Rheydter Hauptbahnhofs geklärt.

Es wurde durch die Stadttochter EWMG (Entwicklungsgesellschaft Mönchengladbach) von der Deutschen Bahn gekauft, mit dem Ziel, das alte Gebäude abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.

Der Abriss ist mittlerweile vollzogen, der Neubau soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.

Ausßer dem Zugang zu den Bahnsteigen soll der Neubau die neue Polizeiwache Rheydt beherbergen sowie einige Gewerbebetriebe wie Buchhandlung und Bäckerei.

Die Radstation wird bleiben und ist auch während der Bauphase in Betrieb.

Zukunftweisend ist die Gestaltung der Dachfläche, die neben einer Begrünung auch einen Landeplatz für Flugtaxis erhalten soll.

Parallel zum Neubau werden die Bahnsteige den neuen Bedürfnissen in Länge und Höhe angepasst.

Ob er dann noch die Bezeichnung „Hauptbahnhof“ behalten wird, bleibt abzuwarten.