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„Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt gesund bleiben würden.“

Auf dem menschenleeren Petersplatz in Rom flehte Papst Franziskus um die Hilfe Gottes in der Corona-Krise und sprach über „Stadt und Erdkreis“ einen Segen, der üblicherweise nur an Weihnachten und Ostern erteilt wird.

Nicht viele Politiker und Kirchenoberhäupter gestehen, in einer „kranken Welt“ nicht oder nicht ausreichend gehandelt zu haben.

Die ausgestorben wirkende „Piazza San Pietro“ zwischen den Kolonnaden, welche die Staatsgrenze zwischen der Vatikanstadt und Italien bilden, führte vor Augen, wie es um Kirche und Welt, aber auch um die Menschen, bestellt ist.

„Uns wurde klar, dass wir orientierungslos im selben Boot sitzen, aber aufgerufen sind, gemeinsam zu rudern.“

Der gegenwärtige „Sturm“, der über uns hinwegfege, entlarve falsche Gewissheiten, auf die wir bei Plänen, Projekten, Gewohnheiten und Prioritäten gesetzt hätten, sagte der Papst.

Der Auftritt des Papstes, der wegen des gegenwärtigen Versammlungsverbotes auf dem leeren Petersplatz und im menschenleeren Petersdom stattfand, offenbarte indirekt auch eine andere Botschaft: Die Anzahl derer, die einer im Zeitenstrom zu ertrinken drohenden Kirche nachtrauern, ist überschaubar geworden.

Immer mehr Christen legen ihre kirchliche Vergangenheit wie unbrauchbar gewordenes Inventar zur Seite.

Die Kirche ist für sie zum Niemands-Land geworden.

Gott und Kirche spielen im täglichen Leben, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle.

Ein vergessener Verwandter, der selten etwas von sich hören lässt, ist Gott für viele geworden.

Vor dem Segen betete der Papst vor dem Pestkreuz.

Das als wundertätig verehrte Kruzifix, das in der römischen Kirche San Marcello al Corso hängt, war in den Vatikan gebracht worden.

Während der Pest im Jahr 1522 wurde es durch Rom getragen.

Deutlicher kann man die gegenwärtige Gefahrenlage nicht beschreiben, wenn man sich bei der Corona-Seuche, die sich im Eiltempo über den Globus ausbreitet, an die Pest erinnert, an den „schwarzen Tod“.

Dieser raffte in Europa ein Drittel der Bevölkerung hinweg.

Einer Pestepidemie, die 1679 Wien heimsuchte, fielen mehr als 12.000 Menschen zum Opfer.

„Tiefe Finsternis hat sich auf unsere Plätze, Straßen und Städte gelegt. Sie hat sich unseres Lebens bemächtigt und alles mit einer ohrenbetäubenden Stille und einer trostlosen Leere erfüllt.“ mahnte der Papst.

Ob der päpstliche Segen „Urbi et Orbi“ dazu beiträgt, das Leben in der Kirche, in der Welt und in den Menschen zu erneuern?