Seite auswählen

Mit Schreiben vom 13.08.2019 hat der ADFC ausführlich die nachteiligen Folgen von indirektem Linksabbiegen für den Radverkehr hingewiesen.

Dies, obwohl die Vorlage im letzten Absatz ausdrücklich darauf hinweist, dass der Austausch mit dem ADFC intensiviert werden soll.

Claßen: „Wir fragen uns schon, warum diese Vorlage dann nicht mit uns abgestimmt wurde.“

Er hofft, dass die Mitglieder des Planungs- und Bauausschuss, die Vorlage 4105/IX im Sinne der Stellungnahme des ADFC zu hinterfragen.

Dazu hat der Mönchengladbacher Radfahrer-Interessenverband alle Ausschussmitglieder und die Fraktionen in einem Schreiben informiert und um Intervention gebeten.

Ein Beschluss ist in dieser Vorlagen nicht vorgesehen, sondern lediglich „Kenntnisnahme“.

Es sei denn in der Sitzung am morgigen Dienstag (17.06.2019, 15:00 Uhr im Ratssaal Rheydt) stellen Ausschussmitglieder dazu Anträge.

Die Beratungsorlage zitiere zwar die ERA2010, lasse aber teilweise aus, was ausdrücklich in der ERA2010 empfohlen wird

  • „ … werden besondere Lichtzeichen für den Radverkehr mit der Signalfolge Grün-Rot-Grün empfohlen.“
  • „Das Linksabbiegen mit indirekter Radverkehrsführung erfordert … an großen Knotenpunkten einen rechtzeitigen, gut sichtbaren Hinweis auf die indirekte Führung des linksabbiegenden Radverkehrs.“

Der Verwaltung liege eine Anfrage des NRW-Verkehrsministerium vom 26.08.2019 vor, mit der Aufforderung zur Stellungnahme wg. der von der ERA2010 abweichenden Signalisierungsvariante.

In der Vorlage erwähnt die Verwaltung, dass die „indirekte Linksabbieger­führung in Mönchen­gladbach und anderen Städten erfolgreich eingesetzt“ wird.

Die Vorlage unterlasse aber die Information, dass es etliche Städte am Niederrhein gibt, die „indirekte Linksabbiegerführung“ gar nicht mehr einrichten.

Dabei sind die Empfehlungen der ERA2010 durchaus schlüssig, wenn sich die Planer denn schon für indirektes Linksabbiegen entscheiden.

Die in Mönchengladbach gewählte „einfeldige“ LSA mit der Signalfolge AUS-GRÜN-AUS ist dagegen nicht eindeutig und birgt ein Sicherheitsrisiko.

  • Für indirekt linksabbiegende Radfahrer ist das GRÜN-Signal lediglich eine Empfehlung.Da diese Radfahrer kein ROT-Signal haben, können sie jederzeit von der Warteinsel nach links abbiegen, wenn der Verkehr es erlaubt.
  • Radfahrer die geradeaus auf die Kreuzung zufahren, sehen vor sich ein ROT-Signal für den Kfz-Verkehr und weiter vorne ein GRÜN-Signal für den Radverkehr. Welches Signal letztlich für den Radfahrer gilt, ist wohl nicht eindeutig geklärt -aber in der Praxis erleben wir täglich, dass Radfahrer in gutem Glauben „ihr“ GRÜN-Signal nutzen.

Die Argumentation der Verwaltung „für die Sicherheit der Fahrradfahrer“ dürfe als zweifelhaft bezeichnet werden, weil den Empfehlungen der ERA2010 nicht umfassend gefolgt wird.

(c) BZMG

„Es wäre wünschenswert gewesen, dass die Verwaltung zuerst die geforderte Stellungnahme abgibt, dann die Einschätzung des NRW-Verkehrsministerium abwartet, diese den Fraktionen zur Verfügung stellt und erst dann dem Planungs- und Bauausschuss einen – vielleicht entsprechend angepassten Bericht – vorlegt,“ erklärt Claßen.

Der ADFC weist darauf hin, dass

  • uns ein aktuelles Statement der renommierten Unfallforschung der Versicherung (UdV) vorliegt, die die in Mönchengladbach präferierte LSA-Signalisierung (AUS-GRÜN-AUS) in Frage stellt und
  • viele Induktionsschleifen unter den Warteinseln nicht funktionieren und dies der Verwaltung wohl bekannt ist, da die Induktions­steuerung abgeschaltet wurde und die entsprechenden Radverkehrsampeln auch GRÜN signalisieren, wenn kein Radfahrer auf der Induktionsschleife steht.

Diese technisch aufwendige Lösung sei teuer, störanfällig und für die Verkehrs­teilnehmer in Verbindung mit den Bodenmarkierungen so verwirrend, dass nahezu niemand sie benutze.

Wer indirekt links abbiegen will, nutzt die Fußgängerflucht, wie seit Jahrzehnten gewohnt und ausdrücklich legitim.

ZuVerdeutlichung hat der ADFC die fragliche Radverkehrsführung an der Kreuszung Bahn-/Monschauer Straße beispielhaft visualisiert.

Fotos: ADFC Mönchengladbach