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Konnten die Ratsmitglieder nach der Ratssitzung am 11.12.2019 noch erwarten, dass der Teilhaber an der NEW AG, die innogy GmbH (ehemals Teil der RWE AG) die Anteile der NEW an der „share2drive“ übernehmen würde, haben die Verantwortlichen nun das Blatt gewendet.

Demnach soll nicht mehr innogy die Anteile (vorübergehend) zum Zweck der Weiterveräußerung übernehmen, sondern der Mitgesellschafter an der share2drive, die FEV GmbH.

Dazu äußerte sich die NEW AG in einer heutigen Pressemitteilung:

„Zum nächstmöglichen Zeitpunkt wird die NEW ihre Geschäftsanteile an der „share2drive GmbH“ an den Mitgesellschafter FEV Europe GmbH verkaufen.

Auf eine entsprechende Empfehlung an den Aufsichtsrat verständigten sich heute der Vorstandsvorsitzende Frank Kindervatter und der Aufsichtsratsvorsitzende der NEW AG, Dr. Hans Peter Schlegelmilch.

Für den Fall der Zustimmung durch den Aufsichtsrat sollen die notwendigen Schritte unverzüglich eingeleitet werden.

Mit der Trennung von der Beteiligung folgt die NEW der Bezirksregierung Düsseldorf, die die Beteiligung aus formellen Gründen beanstandet hatte.

Die Einigung sieht vor, dass die vorhandene Rücklage der Gesellschaft in Höhe von zirka 1,6 Millionen Euro zu gleichen Teilen an die Gesellschafter ausgezahlt wird.

Durch den frühzeitigen Rückzug aus der Unternehmenskooperation verbleibt bei der NEW ein erwarteter Verlust in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro, der bilanziell bereits berücksichtigt und ohne weitere Auswirkung auf das Konzerngeschäft ist.

„In Aufsichtsrat und Politik war allen Entscheidungsträgern zu jedem Zeitpunkt bewusst, dass die Beteiligung an der share2drive GmbH eine Chance, aber auch ein finanzielles Risiko darstellt“, so Dr. Hans Peter Schlegelmilch.

Die NEW AG hat im vergangenen Jahr mit 73,9 Millionen Euro ein Rekordergebnis erzielt.

„Ich bedauere, dass wir bei der Beteiligung keinen Gewinn erzielen konnten. Aber Verluste gehören leider zum Geschäft dazu. Vor allem, wenn man versucht, neue Geschäftsfelder zu erschließen“, sagt der NEW-Vorstandsvorsitzende Frank Kindervatter.

Durch die Beteiligung an der share2drive GmbH sei zu keinem Zeitpunkt das Kerngeschäft der NEW gefährdet gewesen.

Im Gegenteil: Den kommunalen Anteilseignern werden Gewinne ausgezahlt, obwohl beispielsweise in Mönchengladbach mit der dritten Stufe des Linienkonzeptes der Busverkehr deutlich ausgebaut wurde.

Die Notwendigkeit, dass die NEW AG in zukunftsfähige Projekte investieren muss um weiter erfolgreich am Markt bestehen zu können, sieht auch der Aufsichtsratsvorsitzende der NEW AG so.

Dazu gehöre aber auch, Fehler zu machen.

„Ich bin überzeugt, dass wir angesichts der digitalen Revolution und eines hart umkämpften und sich stetig wandelnden Marktumfeldes nur mit einem innovativen, mutigen und offensiven Weg die NEW-Gruppe sicher und erfolgreich zum Wohl der Kunden, der Mitarbeiter und der kommunalen Anteilseigner in die Zukunft führen können.“

(Ende der Pressemitteilung)

AUTOREN­­KOMMENTAR

Zu den Volten, die NEW-Vorstand Kindervatter und sein „Spezi“, der NEW-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hans Peter Schlegelmilch (CDU) in der Causa Sven bislang gedreht hatten, kommt nun eine weitere hinzu.

Hatte sich am 11.12.2019 die Ratsmehrheit aus CDU und SPD noch für innogy ausgesprochen, soll es nun ganz anders kommen.

Das Warum, müssten Schlegelmilch, sein Mit-Vorstandsmitglied Felix Heinrichs (SPD) und der Gesellschaftervertreter der Stadt Mönchengladbach, Hans Wilhelm Reiners (CDU) eigentlich dem Stadtrat in der nächsten Sitzung am 11.03.2020 – und vielleicht der (dennoch) wieder bestellte Vorstand Frank Kindervatter erläutern.

Wirkliche Transparenz darf angesichts des bisherigen Verhaltens dieser Protagonisten kaum jemand erwarten.

Dass lediglich „formale Gründe“ zu einer Beanstandung des „Sven-Deals“ geführt hätten, lässt Schlüsse auf mangelndes Rechtsempfindungen von NEW-Führung und des NEW-Aufsichtsgremiums zu.

Dass auf ein „Rekordergebnis“ der NEW AG verwiesen wird, dass Gewinne an die Anteilseigner ausgezahlt worden seien und dass Verlusten nun mal entstehen könnten, ist nur ein weiteres ungeeignetes Ablenkungsmanöver, um weiterhin die Verantwortung der handelnden Aufsichtsratsmitglieder Schlegelmilch und Heinrichs aus der Schusslinie zu nehmen.