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Es ist ein ansehnliches Unterstützernetzwerk, das sich zum Ziel gesetzt hat, der Bürgerinitiative Radentscheid Mönchengladbach zum Erfolg zu verhelfen.

Neben einigen interessierten Einzelpersonen waren sie am 22.06.2022 der Einladung der beiden Vertretungsberechtigten der Initiative in die Friedenskirche in Eicken gefolgt, um ihre Unterstützung zu bekräftigen, aber auch um sich und ihre spezifischen Anliegen zu präsentieren.

Wenn auch das Fahrradfahren im Mittelpunkt stand, war in den Grußworten oft auch von Klima- und Umweltschutz, Verkehrs- und Mobilitätswende, Nachhaltigkeit und Energiekrise die Rede.

Als „Eyecatcher“ hatte man vier farbig gestaltete Fahrräder im Altarraum postiert, die mit den Farben des Radentscheid-Logos übereinstimmten.

Dieses wiederum ist dem Logo der Stadt Mönchengladbach entlehnt, in dem die Farbe Blau die ehemalige Stadt Gladbach, die Farbe Gelb die ehemalige Stadt Rheydt und die Farbe Rot die ehemalige Gemeinde Wickrath versinnbildlichen.

Im Namen der gastgebenden Evangelischen Friedenskirchengemeinde Mönchengladbach begrüßte Ina Busse die Veranstaltungsteilnehmer, die im Laufe des Abends die Zahl von fünfzig überschritt.

Busse gehört einer Gruppe an, die unter dem Label „Idee für MG“ verschiedene Verbände und Gruppen vernetzt und hierbei die verschiedenen Aspekte der Nachhaltigkeit im Fokus hat.

Die Gemeinde tritt für den Erhalt der Schöpfung und für Gerechtigkeit ein, unterstützt Initiativen wie den Radentscheid und wird sich dementsprechend auch an der Unterschriftensammlung beteiligen, damit Mobilität in Mönchengladbach anders gedacht wird als bisher.

Für die Bürgerinitiative Radentscheid Mönchengladbach begrüßte Claudia Busenius-Pongs die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Auftaktveranstaltung zur Unterschriftensammlung.

Es sei für sie eine Ehre gewesen, gemeinsam mit Susanne Jud zur Vertretungsberechtigten gewählt worden zu sein.

Die hohe Qualität der Ziele des Radentscheides sei das Ergebnis einer ausführlichen Analyse der Verkehrsinfrastruktur in Mönchengladbach und in vergleichbar gleich großen Städten.

Mehr und sicherere Radwege müssen das oberste Ziel in Mönchengladbach sein und dies auch – und besonders – für die Jüngsten in der Gesellschaft.

Busenius-Pongs beschrieb in diesem Zusammenhang ihre langjährigen Erfahrungen als Lehrerin.

Stellvertretend für viele engagierte Mitstreiter bedanke sie sich ausdrücklich bei Stefan Prisack, der mit seinem umfangreichen Fach- und Ortswissen eine wichtige Unterstützung sei.

Nachdem man sich im September 2020 entschlossen habe, einen Radentscheid zu initiieren, habe man viel lernen müssen und auch viel gelernt über formalrechtliche Dinge, das Formulieren von realistischen Zielen und wie man als Team funktionieren könne, beschrieb Susanne Jud den Beginn der Arbeit.

Dass dabei auf die Erfahrungen anderer, ähnlicher Organisationen und Radentscheide zurückgegriffen werden konnte, sei eine große Hilfe gewesen.

Eine dieser Erfahrungen sei gewesen, politische Mandatsträger tunlich nicht in die Entwicklung eines Ratsentscheides zu involvieren.

Das habe nichts damit zu tun gehabt, Menschen die einer Partei nahestehen, auszugrenzen.

Man habe sich im Team darauf verständigt, dass Politiker gerne den Radentscheid durch Unterschriften sammeln, mindestens durch ihre eigene Unterschrift und spätestens bei der Abstimmung über das Bürgerbegehren im Rat unterstützen könnten.

Wann dies sein werde, stehe noch nicht fest, denn es gebe – anders als bei anderen Bürgerbegehren – keine Frist, wann man dem Oberbürgermeister die Unterschriften zu übergeben habe.

Es läge am Engagement der Mitglieder der Bürgerinitiative und deren Unterstützer, die mindestens etwa 8.500 Unterschriften zu sammeln.

Susanne Jud zeigte sich zuversichtlich, eine deutlich „5-stellige“ Anzahl zu erreichen.

Sie berichtete über Gespräche mit dem Oberbürgermeister und Mitarbeitern der Verwaltung und davon, dass das Rechtsamt schlussendlich bestätigt habe, dass gegen das Unterschriftenblatt keine formalrechtlichen Bedenken bestehen würden.

Zu der städtischen Kostenschätzung für die Umsetzung der sieben Ziele in Höhe von über 393 Millionen Euro merkte Jud lediglich an, dass viele der Forderungen bis zu 100% förderfähig seien und sie gar nicht gewusst habe, dass die Mönchengladbacher Radverkehrsanlagen so viel Wert sein sollen.

Peter Struben vom bundesweit tätigen Fachverband FUSS e.V. zeigte sich zuversichtlich, dass der Radentscheid Mönchengladbach erfolgreich sein werde und betonte, dass solche Initiativen für das Erreichen der notwendigen Verkehrswende dringend erforderlich seien.

Er erinnerte daran, dass in der Vergangenheit die „autogerechte Stadt“ in den Vordergrund gestellt worden sei.

Dadurch sei Lebensqualität verschwunden, die es gelte, auch unter dem Aspekt des Klimawandels zurückzugewinnen.

Als positiv hob Struben hervor, dass im Mönchengladbacher Radentscheid auch die Belange der Fußgänger berücksichtigt würden und hier insbesondere das konfliktfreie Nebeneinander von Rad- und Fußverkehr.

„Rad- und Fußverkehr gehören zusammen“, sagt Struben.

Die Verkehrswende sei nicht nur ein Wort, sondern in den Köpfen vieler Menschen angekommen.

Als FUSS e.V. wünsche man sich – wie in Köln – auch für die Stadt Mönchengladbach eine nachhaltige „Fußverkehrsstrategie“.

Dr. Ute Symanski, Vorsitzende von Radkomm e.V. in Köln, gilt nicht nur in Fachkreisen als ausgewiesene Fachfrau in Mobilitätsfragen und hatte im Jahr 2018 die NRW-Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“ initiiert und durchgeführt (https://www.radkomm.de/aufbruch-fahrrad/).

Sie war damit die erste Frau überhaupt, die ein Volksbegehren anmeldete.

Es sei die erste Volkinitiative gewesen, die das einstimmige Votum des Düsseldorfer Landtages erhalten habe.

Wie sehr sie für die Sache „brennt“ kann man nur realisieren, wenn man sie „live“ erlebt (Anm.: in Kürze in der BZMG-Videoaufzeichnung).

Symanski hieß den Radentscheid Mönchengladbach in der „Familie der Rad- und Fußentscheide“ willkommen, zu der sie bundesweit mittlerweile über 50 Initiativen zählt.

Mittlerweile hätten über 1 Million Menschen für den Radverkehr unterschrieben.

Den Startzeitpunkt des Mönchengladbacher Radentscheides schätzt Symanski angesichts der Bildung der neuen NRW-Landesregierung als ausgesprochen günstig ein.

Dies auch, weil die „Mammutaufgabe“ Umbau des gesamten Mobilitätsgeschehens bevorstehe.

Sie erinnerte daran, dass eine Stadt von Menschen gebaut worden sei und in gleicher Wiese könnten Menschen eine Stadt auch umbauen“.

Dazu könne ein Radentscheid – als ein Element von „Direkter Demokratie“ – ein wichtiger Anstoß sein.

Ute Symanski überraschte die beiden Vertretungsberechtigten des Bürgerbegehrens Radentscheid Claudia Busenius-Pongs und Susanne Jud mit zwei Gastgeschenken.

Dabei handelte es sich einen Unterstützungsscheck über 2.920,50 EURO aus dem Fond der Stiftung Mercator und ein künstlerisch gestaltetes, „sammelerprobtes“ Klemmbrett für das Sammeln von Unterschriften.

Es war eine kluge Entscheidung, den örtlichen Unterstützerorganisationen in alphabetischer Reihenfolge die Möglichkeit zu eigenen Statements zu geben.

Damit vermied die Organisation der Veranstaltung, vorab eine wie auch immer geartete Priorisierung vornehmen zu müssen.

Für den Mönchengladbacher ADFC gab dessen Vorsitzender Borgard Färber ein ausführliches Statement ab.

Dabei zeichnete er – für manche der Zuhörerinnen und Zuhörer sicherlich überraschend – ein positives Bild über die Entwicklung der Radinfrastruktur in Mönchengladbach, indem er beispielsweise die geplante „Protected Bike Lane“ an der Hohenzollernstraße hervorhob.

„An vielen Stellen werden Radwege gebaut oder Schutzstreifen aufgemalt“, beschrieb Färber seine Sicht der Dinge.

Dass er gerade die „aufgemalten“ so genannten „Schutzstreifen“ positiv erwähnte, dürfte viele der Anwesenden verwundert haben, werden diese Markierungen doch von fast allen Radfahrern als „Pseudo-Sicherheit“ eingestuft und daher abgelehnt.

Seinen Appell, möglichst viele Unterschriften zu sammeln, verband er mit dem Hinweis, dass auch in der ADFC-Geschäftsstelle unterschrieben werden könne.

Zu Beginn seiner Ausführungen hatte Färber darauf hingewiesen, dass es vor dem Beginn des aktuellen Radentscheides schon einmal eine ähnliche Initiative gegeben habe, blieb jedoch eine Erklärung dafür schuldig, warum diese offensichtlich gescheitert war.

Für die Bürger-Aktion Umweltschutz Mönchengladbach e.V. (BAUM), die seit 1980 in Mönchengladbach aktiv ist, sagte Jürgen Löscher der Radentscheid-Initiative die volle Unterstützung zu.

Eine der Beweggründe dazu sei, besonders den Kindern das gefahrfreie Fahrradfahren in Mönchengladbacher zu ermöglichen.

Löscher kritisiert die vielen unnötigen „Chauffeur-Fahrten“ der Eltern für ihre Kinder, die die Wege zur und von der Schule durchaus fußläufig oder mit dem Fahrrad zurücklegen könnten.

Als Folge dieses Eltern-Verhaltens, gepaart mit den schlechten Situationen für Fahrradfahrer würde geradezu provoziert, dass die Kinder das Fahrrad kaum benutzen.

Löscher sei sehr froh, dass es diesen Radentscheid gebe, auch weil er schlussendlich auch dem Umwelt- und Klimaschutz diene und dazu beitragen könne, ein Stück weit der Energiekrise entgegenzuwirken.

Werner Knor, Mitglied im BSK in Mönchengladbach, hatte es übernommen, die Grußworte des BSK-Kontaktstellenleiters Albert Sturm zu überbringen, der selbst an der Auftaktveranstaltung nicht teilnehmen konnte.

Knor richte den Blick auf die Bedürfnisse der Menschen mit Mobilitätseinschränkungen in Mönchengladbach, die in Politik und Verwaltung „nicht richtig wahrgenommen“ würden.

Sturm (auch „Radiomensch“) hatte sein Grußwort als Audio eingesprochen, das aus technischen Gründen nicht abgespielt werden konnte, so dass Knor das Grußwort verlas. (siehe nebenstehenden O-Ton)

Knor berichtete anschließend kurz von Erfahrungen aus seinem persönlichen Umfeld und stellte fest, dass nach Angaben der Mönchengladbacher Inklusionsbeauftragten im Jahr 2017 ca. 87.000 Mönchengladbacherinnen und Mönchengladbacher, also rund ein Drittel der Einwohner, als „mobilitätseingeschränkt“ gelten.

Bemerkenswert war, dass die Zuhörerschaft während des Verlesenen einige Statements von Albert Sturm mit Applaus bedachten.

Dieser hatte u.a. die bauliche Trennung von Fuß- und Radverkehr und beides getrennt vom Autoverkehr gefordert.

Diese Zahl sei seit 2017 nicht mehr aktualisiert worden, so dass die Zahl der Mobilitätseingeschänkten sicherlich den Wert von 90.000 überschritten habe.

„Ich freue mich riesig, dass so viele Menschen bereit sind, sich für die Verkehrswende in Mönchengladbach stark zu machen,“ begann Sabine Rütten, Vorsitzende des BUND Mönchengladbach, ihr Grußwort.

Rütten hob hervor, dass es in und um diese Initiative Menschen gebe, die handeln, statt zu sagen „man müsste mal“.

Susanne Jud und Claudia Busenius-Pongs sei es gelungen, die verschiedensten Vereine und Menschen zusammenzubringen und in der Sache zu einen.

Dass die Mobilitätswende zur Zeit das dringendste Umweltthema ist, dürfte vielen klar geworden sei.

In diesem Zusammenhang verwies sie auf das aktualisierte „Stadtökologische Konzept“ des BUND Mönchengladbach, in dem das Thema Mobilität einen breiteren Raum einnehme.

Susanne Jud stellte Stefanie Wolgast und den Unverpacktladen „Tante LeMi“ des Vereins „Eine Erde e.V.“ als eine der ersten Unterstützer des Radentscheides vor, von dem die Initiative eine Anschubfinanzierung in Höhe von 1.000 EURO erhalten habe.

„Tante LeMi“ habe derzeit etwa 900 Mitglieder und sei vollständig ehrenamtlich organisiert.

Das Schwerpunktthema von „Eine Erde“ sei in diesem Jahr „Nachhaltige Mobilität“, so dass man auch aus diesem Grund den Radentscheid Mönchengladbach gerne unterstütze.

Elke Esser überbrachte ein Grußwort des Vorsitzenden des Mönchengladbacher NABU, Kurt Sasserath, der wegen anderer terminlicher Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte.

Die Sprecherin der Mönchengladbacher Gruppe von „Pulse of Europe“, Nicole Wagner, verbindet die Ziele des Mönchengladbacher Radentscheides mit den Zielsetzungen der Europäischen Union zur Klimawende und damit auch den Maßnahmen zu deren Erreichen.

Sie stellt fest, dass die dazu erforderliche Mobilitätswende nicht „von oben“ (gemeint war die EU) verordnet werden könne, sondern auf kommunaler Ebene umzusetzen sei.

Aus dieser Überzeugung heraus unterstütze Pulse of Europe Mönchengladbach den Radentscheid.

Launig und dennoch pointiert unterstützte der Vorsitzende des VCD Mönchengladbach, Martin Asbeck, die Ziele des Radentscheides.

Er habe „die fünf wichtigsten Blätter des Abends“ mitgebracht, nämlich die ersten unterschriebenen Unterstützungsblätter.

Die notwendige Verkehrswende und der Klimaschutz seien nur zu erreichen, wenn der Radverkehr gestärkt werde.

Verkehrswende bedeute nicht nur „Antriebswende“ bedeuten, indem lediglich Kfz mit Verbrennungsmotoren durch solche mit Elektromotoren ausgetauscht würden.

An der Verstopfung der Städte würde sich dadurch nichts ändern.

Verkehrswende bedeute, Verkehr zu reduzieren, meinte Asbeck, und schlug abschließend den Bogen zum Güterverkehr, der verstärkt auf die Schiene verlagert werden müsse, damit die Straßen vom Lkw-Verkehr entlastet würden.

Hans Cremer von der Initiative Radentscheid hatte die Aufgabe übernommen, ein kurzes Resümee zu ziehen und die Veranstaltung zu beenden.

Sichtlich zufrieden (Zitat: „Ich war geflasht“) bedankte er sich bei den Mitstreitern, Gästen und den übrigen „Akteuren“ dieser Auftaktveranstaltung: „Ohne Euch wären wir niemals so weit gekommen“.

Hinweis der BZMG-Redaktion

Die audiovisuelle Aufzeichnung der gesamten Auftakt­ver­anstaltung wird derzeit produziert und ist in Kürze auf BZMG zu sehen..

Dort werden die Wortbeiträge auch einzeln abrufbar sein.

Dieser Teil der Themenreihe Radentscheid wird nebenstehend als PDF zu Download angeboten.

(c) BZMG