Die Antikorruptionsorganisation Transparency Deutschland fordert angesichts des bevorstehenden Wiederbeginns der Fußball-Bundesliga verstärkte Maßnahmen gegen Spielmanipulation und Suchtgefahren durch Sportwetten.
Bereits im April 2020 hat die Union der Europäischen Fußballverbände (UEFA) vor hohen Manipulationsrisiken in Zeiten von Corona gewarnt.
Kriminelle, die Sportwetten in den vergangenen Jahren zunehmend für Wettbetrug und Geldwäsche nutzen, hätten ihr Vorgehen an die Einschränkungen aufgrund der Pandemie angepasst.
„Wenn sich jetzt Wettanbieter und Glücksspieler auf den deutschen Wettmarkt konzentrieren, weil nur hier wieder Profi-Fußball stattfindet, werden auch die Wettbetrüger mit von der Partie sein“ warnt Sylvia Schenk, Leiterin der Arbeitsgruppe Sport von Transparency Deutschland.
Hinzu kommen die Gefahren der Glücksspielsucht, insbesondere da Sportwettanbieter als Sponsoren bis in die unteren Ligen auftreten und teilweise aggressive Werbekampagnen in Deutschland durchführen.
„Glücksspielwerbung im Sport spricht gezielt männliche Jugendliche bzw. junge Erwachsene an, die – vor allem, wenn sie selbst Fußball spielen – besonders anfällig für problematisches Glücksspielverhalten bis hin zur Spielsucht sind“, so Sylvia Schenk.
„Fans zuhause vor dem Fernseher statt im Stadion könnten für Wettanbieter eine leichte Beute sein – Glückspiel sollte nicht als „Kick“ und Ersatz für das Stadionerlebnis dienen. Wenn DFL-Chef Christian Seifert es mit dem „Wertefundament“ der Bundesliga ernst meint, müssen DFL und DFB jetzt ihrer Verantwortung für Millionen Nachwuchsspieler und Fans gerecht werden.“
Gerade die 3. Liga ist angesichts der geringeren Spielergehälter korruptionsanfällig.
Wenn in Deutschland der Fußball als erste Sportart wieder in den Wettkampfbetrieb einsteigt, erwartet Transparency von DFL und DFB ein umfassendes Konzept zum Schutz von Spielern, Teams, Schiedsrichtern und Fans.
Hintergrund
Im Jahr 2018 wurden in Deutschland laut Statista Research Departement 8,8 Milliarden Euro bei Sportwetten umgesetzt, davon 7,3 Milliarden bei privaten Anbietern.
Die Manipulation von Sportwettkämpfen, um über Sportwetten Einnahmen zu erzielen oder Geld zu waschen, ist in den vergangenen Jahren zu einem weltweit verbreiteten Phänomen der organisierten Kriminalität geworden.
Der Deutsche Bundestag hat dazu im März 2017 das „Gesetz zur Strafbarkeit von Sportwettbetrug und der Manipulation berufssportlicher Wettbewerbe“ beschlossen.