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Fronleichnam: Erinnerung an das „letzte Abendmahl“, das Jesus nach Aussage der Bibel mit den Jüngern vor seinem Tod abhielt.

In den Gestalten von Brot und Wein wollte er mit ihnen verbunden bleiben.

Seine bleibende Gegenwart feiert die Katholische Kirche im Sakrament der Eucharistie.

Die Fronleichnamsprozession mit der in der Monstranz mitgeführten Hostie soll das verdeutlichen. In diesem Jahr müssen die Pfarreien jedoch experimentieren, da Prozessionen nicht möglich sind.

„Wir können dieses Jahr nur begrenzt, im kleinen Rahmen, im Fragment, feiern“, schreibt der Pfarrer einer Mönchengladbacher „Gemeinschaft der Gemeinden“.

Das Fest falle deswegen nicht aus, betont er.

Es bleibe „öffentliches Zeichen dafür, dass Jesus in dieser Welt gegenwärtig ist und wir als Kirche da sind – nicht nur in der Sakristei.“

Also lädt er zur Fronleichnamsfeier auf dem Kirchenvorplatz ein, fügt aber hinzu: „Beachten Sie, dass nur siebzig Stühle zur Verfügung stehen und auch die Stehplätze nicht beliebig ausgeweitet werden können. Wägen Sie daher ab, ob Sie unter diesen Bedingungen dabei sein möchten, vor allem, wenn Sie zu einer Risikogruppe im Sinne der Pandemie gehören.“

Sollte es regnen, findet aus räumlichen Gründen kein Gottesdienst statt, auch nicht in der angrenzenden Kirche.

Wer hat sich das ausgedacht? In den zu dieser GdG zählenden vier Pfarreien gibt es viele tausend, zumindest Kirchensteuer zahlende Katholiken.

Nicht alle fiebern dem Fronleichnamsfest entgegen. Dennoch sei die Frage erlaubt: Wer soll auf einen der wenigen Sitz- und Stehplätze hoffen können? 

Wenn die örtlichen Verhältnisse begrenzt sind, sollte man ehrlicherweise sagen: „Es tut uns leid. Unter den gegebenen Umständen müssen wir verzichten. Wir empfehlen die Teilnahme in einer anderen Pfarreien-Gemeinschaft.“

Ob eine Fronleichnamsfeier auch unter ökumenischen Gesichtspunkten möglich  wäre, sollte eine Überlegungen wert sein.

Ökumenische Gottesdienste und Gemeindefeste haben Tradition. Ein mit Rom besonders vertrauter Ober-Hirte würde sich allerdings als Warn-Boje in den Weg stellen.

Nicht auszudenken für ihn, wenn jemand am Fronleichnams-Mahl teilnehmen würde, der aus seiner Sicht nicht dazugehört.

Auch katholische Christen könnten sich inspirieren lassen von Martin Luthers „Freiheit eines Christenmenschen“.

Das Leben, auch religiöses Leben, war immer ein Experiment mit offenem Ausgang. Gebote und Verordnungen dürfen nicht „den Geist auslöschen“, wie Karl Rahner es einmal formuliert hat.

Als den aus ägyptischer Gefangenschaft befreiten Israeliten auf dem Marsch durch die Wüste die Vorräte ausgingen und sie deswegen murrten, „regnete es Brot vom Himmel“, „Manna“.

Israels Gott war erfinderisch.

Daran sollten wir uns ein Beispiel nehmen.

Bei allem Respekt für das Fronleichnams-Konzept der erwähnten „Gemeinschaft der Gemeinden“:

Habt Mut zum Experiment.

Damit Fronleichnam ein Hochfest im Kirchenjahr bleibt, darf man mehr unternehmen, als siebzig Stühle aufzustellen und die Kirchentür abzuschließen.