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Nachdem bekanntlich das Bonin’sche Projekt „Rathaus der Zukunft“ gescheitert war und nicht mehr weiter verfolgt wird, wurden die Ansprüche (und „Visionen“) massiv heruntergefahren

Das Vorhaben, in Rheydt wesentliche Teile der Verwaltung zu konzentrieren, erhielt die neue Bezeichnung NVR („Neues Verwaltungsgebäude Rheydt“) mit dem Schwerpunkt „ehemaliges Baufeld I“.

Aktuelle Planungen ähneln denen aus 2008

Der heutige Entwurf des Planungsbüros sop ähnelt in frappanter Weise der „Standort­analyse“ aus dem Jahr 2008 (!), die von der damaligen politischen Mehrheit aus CDU und FDP in der Bezirksvertretung aus der Diskussion herausgenomen und nicht weiter verfolgt wurde.

Während 2008 noch ein Ratssaal vorgesehen war, ist ein solcher in einem Rathaus-Neubau in Rheydt nicht mehr geplant.

 

Der Flächenbedarf

Seinerzeit wurde (wie im übrigen auch zu Zeiten „RdZ“) die Frage, welche Verwaltungsstandorte durch solche Maßnahmen nicht mehr nötig sein würden, nicht wirklich berücksichtigt.

Das geht aus einem Raumkonzept mit einer „Zielperspektive für das Jahr 2034“ hervor, das die Verwaltung beginnend mit einer Sitzung der BV Süd, dem fachlich zuständigen Ausschuss für Beteiligungen und dem Planungsausschuss am 22.11.2024 den politischen Gremien vorstellt.

Mit der Reduzierung der Standorte erhofft man sich, den massiven Sanierungsstau aufzulösen und die Verwaltung in einer modernen und nachhaltigen Arbeitsumgebung unterbringen zu können.

Gleichzeitig sollen Flächen reduziert und die laufenden Kosten gesenkt werden.

Wesentlicher Bestandteil des Raumkonzeptes ist der Rathaus-Neubau in Rheydt, für den der Rat in seiner Sitzung im Dezember den Bau- und Investitionsbeschluss fassen soll.

 

„Der Rathaus-Neubau wird ein wichtiger Impulsgeber für den Standort Rheydt und für eine bürgerfreundliche Verwaltung sein.

Er ist gewissermaßen das Herzstück unserer Planung.

Gleichzeitig vervollständigen wir mit dem Raumkonzept das Bild und geben Antworten darauf, welche Gebäude wir darüber hinaus halten und entwickeln wollen.

Die Perspektive darauf, wie wir Bürgerservice verbessern, moderne Arbeitsplätze realisieren und gleichzeitig Flächen einsparen können, wird immer klarer.

Ermöglicht wird das nicht nur durch Baumaßnahmen, sondern auch durch unseren Fahrplan und die großen Erfolge, die wir bei der Digitalisierung der Verwaltung und beim modernen und flexiblen Arbeiten bereits erzielt haben“, meint Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD) in einer heute verbreiteten Pressemitteilung.

So würden für die rund 2.500 Beschäftigten in der Kernverwaltung heute noch ebenso viele Arbeitsplätze vorgehalten.

Im Zielszenario für 2034 hingegen werden für dieselbe Zahl an Beschäftigten nur noch 1.800 Schreibtisch-Arbeitsplätze eingeplant.

Möglich werde das durch Desk Sharing, also die flexible Nutzung verschiedener tätigkeitsbasierter Arbeitsplätze (Schreibtisch in der offenen Bürolandschaft, Stillarbeitsplatz…).

Die mobile Arbeitsausstattung der Verwaltungsbeschäftigten, digitale Arbeitsprozesse und regelmäßiges Home-Office werde diese Flexibilität zu lassen.

In ihrer Standortplanung setzt die Stadtverwaltung darauf, langfristig mit 13 oder 14, statt wie bisher mit 30 Verwaltungsstandorten auskommen zu können.

Drei Anmietungen

Darunter sind drei Anmietungen, die erhalten bleiben sollen.

Das betrifft zum einen das Vitus-Center in unmittelbarer Nähe zum Gladbacher Hauptbahnhof, das derzeit durch den Fachbereich Bürgerservice unter anderem mit der Ausländerbehörde und der Meldestelle genutzt wird.

Weiterhin angemietet werden sollen zudem ein Gebäude an der Albertusstraße 17 in Gladbach (u.a. Bezirksverwaltungsstelle Nord und Bibliotheksverwaltung) und der Standort an der Voltastraße 2.

Hier hat die Verwaltung in den vergangenen Tagen erst einen Mietvertrag mit der NEW unterzeichnet, um zusätzlich zu Gebäude 2 das Gebäude 10 anzumieten, indem ab 2026 große Teile des Ordnungsamtes und der Zulassungsstelle konzentriert werden sollen.

Definitiv als Interim gedacht und damit zeitlich begrenzt hingegen sei der Verwaltungsstandort Nordpark, den die Stadt bei der Santander Bank angemietet hat.

Seit August werden die Flächen dort sukzessive von unterschiedlichen Einheiten der Verwaltung belegt.

Bis zu 11 Gebäude im städtischen Eigentum

Im Eigentum möchte die Stadt langfristig 10 bis 11 Standorte erhalten.

Klar sei, dass Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten an allen Gebäuden erforderlich sein werden, um diese dauerhaft weiterbetreiben zu können.

Gemäß dem Raumkonzept sollen künftig die sechs Bezirksverwaltungsstellen sowie das historische Rathaus Abtei weiterhin zum Gebäudeportfolio zählen.

Auch das vom Fachbereich Gesundheit genutzte Dienstgebäude Am Steinberg 55 wird weiter benötigt.

Mit mehr als 600 Schreibtisch-Arbeitsplätzen für rund 850 Beschäftigte wird das Neue Verwaltungsgebäude Rheydt vorerst die größte Immobilie im zukünftigen Portfolio sein.

Darüber hinaus werden ein oder zwei weitere große Standorte benötigt.

Möglich wäre etwa, das ehemalige Karstadt-Gebäude in Rheydt sowie das Verwaltungsgebäude Oberstadt an der Aachener Straße zu sanieren. Daneben steht die Alternative, einen Standort anzumieten.

Sollte das ehemalige Karstadt-Gebäude hingegen – wie in einer Machbarkeitsstudie bereits skizziert – als Bauteil B des Neuen Verwaltungsgebäude umfassend umgebaut werden, könnte auf das Verwaltungsgebäude Oberstadt sogar langfristig verzichtet werden.

Eine Beschlussfassung zu diesem nächsten Schritt wird 2026/2027 notwendig.

„Der Weg für den Bau- und Investitionsbeschluss ist frei“ (Zitat)

Aktuell in der politischen Beratung und Beschlussfassung ist nur Bauteil A (ehem. Baufeld I) des Neuen Verwaltungsgebäudes Rheydt.

Er umfasst den Gebäudeblock rund um das historische Rathaus und das ehemalige Königlich preußische Bezirkskommando.

Das Baufeld erstreckt sich zwischen Marktplatz und Stresemannstraße sowie zwischen Limitenstraße und der Gasse „Am Neumarkt“.

Lediglich die Gebäude an der Ecke Limiten-/Stresemannstraße sind nicht im städtischen Eigentum und daher bei den Planungen außen vor.

Ein wesentliches Element der Planung ist die lichtdurchflutete Bürgerhalle, in der sich Verwaltungsmitarbeitende in Beratungsboxen zu Kundenterminen mit Bürgerinnen und Bürgern treffen und weitere Serviceleistungen der Stadtverwaltung in Anspruch nehmen können.

Den Eingangsbereich zum Neuen Verwaltungsgebäude Rheydt und dieser zweigeschossigen Bürgerhalle wird ein gläserner Gebäudebaustein zwischen den beiden Denkmälern bilden.

Neben den modernen Arbeitswelten für die Beschäftigten ist eine zweigruppige KiTa Bestandteil der Planung.

Erst im Juni hatte die Verwaltung der Politik eine sogenannte Vorplanung mit Kostenschätzung für den Bauteil A vorgelegt.

Nur ein halbes Jahr später präsentieren die Planer nun eine beschlussreife Entwurfsplanung mit Kostenberechnung.

Mit rund 119 Mio. Euro liegt das Projekt weiterhin im Budget.

„Wir hatten in der letzten Planungsphase der Kostenschätzung bereits eine hohe Detailtiefe, weil wir einerseits viele Aspekte der alten Rathausplanung aufgreifen konnten und andererseits mit einem eingespielten Team aus Kolleginnen und Kollegen und externen Planern agieren“, erklärt die Technische Beigeordnete Claudia Schwan-Schmitz.

„Es freut mich sehr, dass wir mit dieser hohen Schlagzahl jetzt bei der detaillierteren Kostenberechnung sowohl den Zeitplan als auch die Kosten einhalten können. Der Weg für den Bau- und Investitionsbeschluss ist frei, die Grundlagen dafür sind erstellt“, so Schwan-Schmitz. Sollte der Rat den Beschluss Mitte Dezember fassen, sollen erste Abrissarbeiten Mitte 2025 starten.

Bleibt das Projekt ohne unvorhergesehene Verzögerungen, könnte das Neue Verwaltungsgebäude Rheydt Anfang 2029 fertig werden.

Karstadt-Gebäude "Wolken-Kuckucksheim"?

Im Baufeld II (jetzt „Bauteil B“) – dem ehemaligen Karstadt-Gebäude – könnten laut einer vorliegenden Machbarkeitsstudie eine Erweiterung der Bürgerhalle, ein für Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit gleichermaßen nutzbarer Konferenzbereich sowie bis zu 750 weitere Schreibtisch-Arbeitsplätze realisiert werden.

All das bedarf aber einer entsprechenden Planung, Finanzierung und politischen Beschlusslage und kann zeitlich erst nach Bauteil A erfolgen.

Um das zentrale Karstadt-Gebäude schon kurzfristig wieder zu einem belebenden Ort für den Stadtteil Rheydt zu machen, hat die städtische Entwicklungsgesellschaft EWMG Planungen aufgenommen, die zum Markt hin gelegenen Flächen des Erdgeschosses für die Stadtbibliothek dauerhaft herzurichten.

Der rückwärtige Erdgeschossbereich soll für Fahrrad-Mobilitätsangebote und die Baustelleneinrichtung für das Bauteil A genutzt werden.

Derzeit befindet sich die Stadtbibliothek im zweiten Obergeschoss des ehemaligen Karstadt-Gebäudes.

Dieser Bereich könnte nach dem Umzug genutzt werden, um hier 88 Interims-Arbeitsplätze im Zuge der Bauphase von Bauteil A unterzubringen.

Entgegen ursprünglicher Überlegungen ist die Erdgeschossnutzung durch die Stadtbibliothek nicht mehr als vorübergehende Lösung geplant.

Stattdessen soll das Erdgeschoss technisch und baulich vom restlichen Gebäude so entkoppelt werden, dass die Nutzung auch bei einem großangelegten Umbau des Karstadt-Gebäudes fortgeführt werden kann.

Die Interims-Unterbringung der Meldestelle und Bezirksverwaltungsstelle Rheydt im Erdgeschoss des Karstadt-Gebäudes ist damit vom Tisch.

Für sie soll stattdessen eine ehemalige Bankfiliale auf der Stresemannstraße angemietet werden.

Den notwendigen Beschluss für die Anmietung soll der Ausschuss für Betriebe und Vergabe am 18. Dezember fällen.

Die Projektdaten des Baufeldes I

  • 338,11 m² Bruttogrundfläche BGF
  • 947,02 m³ Bruttorauminhalt BRI (R)
  • Neues Verwaltungsgebäude mit bis zu 529 Arbeitsplätzen
  • Baudenkmäler „Altes Rathaus Rheydt“ und „Königlich preußisches Bezirkskommando“ mit bis zu 102 weiteren Arbeitsplätzen
  • Planung mit den Grundsätzen der Kreislaufwirtschaft (C2C Cradle to cradle)
  • Gebäudehülle gemäß eines Effizienzgebäudes 40
  • Wärme und Kälte werden aus der Geothermie gewonnen, unterstützt durch Wärmepumpen
  • Flächendeckende Dachbegrünung mit Regenwasserrückhaltung auf den Dächern und in einer Zisterne
  • Dach des zentralen Eingangsbereiches erhält eine flächige Photovoltaikanlage
  • Kostenberechnung mit Grundstücks-, Herstellungs- und Nebenkosten in Höhe von 120 Mio. Euro brutto

Verbreitet Oberbürgermeister Felix Heinrichs mit seiner blumigen Beschreibung die „Zukunftsaussichten für Rheydt durch das neue Rathaus“ Zweckoptimismus oder ist das schon Wahlkampf angesichts seiner angestrebten Wiederwahl zum „Hauptverwaltungsbeamten“?

Wie dem auch sei:

Am kommenden Mittwoch (20.11.2024) werden ab 15:00 Uhr die Plätze im Rheydter Ratssaal – wie schon am 27.06.2024 – reichlich gefüllt sein.

Diese 3-fach-Sitzung dürfte dem Vorsitzenden des Planungsausschusses Thomas Fegers (SPD) kaum gefallen.

Hatte dieser doch im Juni deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er solche Mehrfach-Ausschuss-Sitzungen – angesichts der unterschiedlichen Zuständigkeiten dieser drei Gremien – für kontraproduktiv hält.

Wenn er dennoch teilnimmt, musste er sich dem offensichtlich von der Verwaltungsspitze herbeigeführten Zeitdruck beugen, die bestrebt zu sein scheint, das Thema Rathaus-Neubau noch vor den Beratungen zum Haushalt „abgefrühstückt“ zu bekommen und es so auch aus dem bald beginnenden Kommunalwahlkampf heraushalten zu können.

Versöhnlich könnte es Fegers stimmen, wenn es nicht erneut zu einer ellenlangen Diskussion über die Nutzung des „Wolken-Kuckucksheims Karstadt-Gebäude“ kommt.

Das jedoch ist keineswegs sicher, ist dieses Bauwerk doch eines der Themen, das dem einen oder anderen „Wahlkämpfer“ in der BV Süd gerade Recht kommen könnte.

Dabei ist es äußerst fraglich, dass sich die Stadt Mönchengladbach das Karstadtgebäude angesichts der prekären Haushaltslage in den nächsten Jahren – Planungsbeginn 2029 (!) – überhaupt wird „leisten“ können.

Denn ausgeschlossen werden kann nicht, dass die finanzielle Situation der Stadt dazu führt, dass sie wieder in eine Art „Haushaltssicherung“ abrutscht.

Günstigstenfalls wird es am kommenden Mittwoch eine sehr kurze Gremiensitzung werden, nämlich dann, wenn die Vertreter in der BV Süd sich darauf beschränken, die „Kenntnisnahme“ zu bestätigen und der Beteiligungssauschuss der vom Hauptverwaltungsbeamten Felix Heinrichs (SPD) vorformulierten Empfehlung an den Rat folgt.