„Die Kirmes kommt!“, so heißt es seit Jahrhunderten mindestens einmal im Jahr in beinahe jeder Stadt und Gemeinde.
Auch am Niederrhein sind die alljährlichen Feierlichkeiten für Groß und Klein fest in der Tradition verankert.
Daher widmet das Niederrheinische Freilichtmuseum den Kirmestagen seine neue Sonderausstellung: „Die Kirmes kommt!
Zur Geschichte des Jahrmarktes“ ist von Sonntag, 11. Oktober, bis Sonntag, 28. Februar 2021, im Obergeschoss der Dorenburg zu sehen.
Der Besuch der Ausstellungsräume ist kostenlos. Die Besucher bezahlen allein den regulären Museumseintritt.
„Es ist ein trauriger Zufall, dass wir dieses Ausstellungsthema gerade in dem Jahr ins Programm genommen haben, in dem die Kirmesfeiern aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen müssen“, sagt Kreisdirektor und Kulturdezernent Ingo Schabrich.
„Das große öffentliche Interesse in diesem Zusammenhang macht aber deutlich, wie wichtig den Menschen ‘ihre Kirmes‘ auch heute noch ist.“
Die Ausstellung zeigt, wie sich der Jahrmarkt und die Feierlichkeiten im Laufe der Jahrhunderte gewandelt haben.
„Ursprünglich war die Kirmes ein Fest zum Gedenken an die Einweihung der Kirche. Zu dieser Gelegenheit wurde ausgelassen gefeiert, getanzt, gesungen und gemeinsam gegessen“, sagt Anke Petrat, Leiterin des Freilichtmuseums und Kuratorin der Sonderausstellung.
Auch der Jahrmarktsaspekt findet sich schon bei diesen frühen Festen.
Nach dem Kirchgang und einer Prozession gab es auf dem Dorfplatz allerlei Waren zu kaufen und künstlerische Darbietungen zu bewundern.
Die Kirmes war Ort der Faszination und Abscheu zugleich.
Die Händler, Puppenspieler und Artisten wurden für ihr Können bewundert, aber stets auch kritisch beäugt.
Nicht selten wurde für Diebstähle und andere Unruhen das „Fahrende Volk“ verantwortlich gemacht – Fremde, die in teils unbekannten Sprachen kommunizierten und nicht selten Kuriositäten präsentierten.
Anders als heute waren die Kirmesbesucher in dieser Zeit passive Zuschauer, die auf Schaubühnen Darbietungen anschauten.
Dazu gehörte neben Musik- und Theaterdarbietungen auch Zaubershows, das zur Schau stellen von Menschen mit körperlich außergewöhnlicher Gestalt oder magische Illusionen.
Beliebt waren auch Guckkästen und so genannte magische Laternen.
Mithilfe einer Lichtquelle und einer Linse wird ein auf Glas gemaltes Bild projiziert, entweder auf eine Gebäudewand oder eine Leinwand.
Diese Programme versprachen Einblicke in fremde Kulturen.
Die Besucher sehen in der Dorenburg unter anderem eine dieser „Laterna Magica“, Puppenspieler-Figuren aus dem 19. Jahrhundert oder auch die Köpfe von „Stan und Olli“.
Die Filmstars warben für ein mobiles Wanderkino auf dem Kirmesplatz.
„Daneben entwickelten sich ab dem 19. Jahrhundert Angebote, bei denen die Besucher selbst aktiv werden konnten“, sagt Anke Petrat, „Erste Los-, Wurf- und Geschicklichkeitsspiele sowie die Schießbuden kamen auf, später dann Karusselle und Achterbahnen.“
Die Besucher können sich auf historische Karussell-Pferde, Autoscooter-Wagen und Schießgewehre freuen.
Historische Fotos geben einen Einblick in das Kirmestreiben vergangener Tage.
Bis heute ist ein Kirmesbesuch ein Erlebnis für alle Sinne.
Die Musik der Fahrgeschäfte, der Geschwindigkeitsrausch in den Karussellen oder die bunt-blinkenden Lichter gehören ebenso dazu wie der Geruch nach Bratwurst, Zuckerwatte und gebrannten Mandeln.
Die Besucher können sich auf historische Karussell-Pferde, Autoscooter-Wagen und Schießgewehre freuen.
Historische Fotos geben einen Einblick in das Kirmestreiben vergangener Tage.
Bis heute ist ein Kirmesbesuch ein Erlebnis für alle Sinne.
Die Musik der Fahrgeschäfte, der Geschwindigkeitsrausch in den Karussellen oder die bunt-blinkenden Lichter gehören ebenso dazu wie der Geruch nach Bratwurst, Zuckerwatte und gebrannten Mandeln.
Für viele Besucher ist der Verzehr von Backfisch, kandierten Äpfeln oder Kirmeseis unverzichtbar.
Auch dieses Thema greift die Ausstellung auf und zeigt allerlei Leckeres – von süß bis salzig.
Kirmesklassiker: Das Karussell
Die Erfolgsgeschichte des Karussells beginnt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen der stationären und später mobilen Vergnügungsparks.
Seinen Ursprung hat das Fahrgeschäft jedoch bereits rund 150 Jahre früher, als sich die ersten Karussells in den Lustgärten des Adels drehten.
Mit dem Aufkommen der stationären Vergnügungsparks im 19. Jahrhundert wurde das Karussell dann auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich.
Die Karussells wurden anfangs als Einzelstücke produziert, ab den 1870er Jahren setzte dann eine Gründungswelle von Karussellbaubetrieben ein.
Die beginnende Industrialisierung sowie der Erfolg der Vergnügungsparks förderten diese Entwicklung.
Nach amerikanischem und englischem Vorbild nahmen die Betriebe die Produktion von Karussellpferden und -figuren auf.
Die Anzahl der Betriebe wuchs in ganz Deutschland stetig an.
Karussellfabriken produzierten Karusselltiere sowie aufwändige Verzierungen aus Schnitzwerk und Spiegeln für die Fahrgeschäfte.
Dabei gingen sie mit der Zeit und boten in ihren Warenkatalogen und einschlägigen Fachzeitschriften Karussells mit den neusten technischen Möglichkeiten wie Dampf-, Benzin- oder Elektroantrieb an.
Die Fahrgeschäfte „Made in Germany“ wurden wegen ihrer hohen Qualität in die ganze Welt exportiert.
Die schlechte Wirtschaftslage infolge der beiden Weltkriege beendete jedoch den großen Erfolg vieler Fabriken.