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Wie angekündigt veranstalteten unter organisatorischer Federführung des ADFC Mönchengladbach dieser und „youth beyond“, die Grüne Jugend Mönchengladbach, die Initaitive „Radentscheid Mönchengladbach“ und die Altstadt-Iinitiative am gestrigen Fronleichnamstag (03.06.2021) eine Kundgebung für sicheren Fahrradverkehr in Mönchengladbach mit anschließendem DEMO-Rundkurs u.a. auf einer temporären „Protected Bike-Lane“ auf der Hittastraße.

Thomas Maria Claßen, Pressesprecher des ADFC Mönchengladbach, vermutete, dass manch ein Teilnahmeinteressierter von den kurzfristig unsicheren Witterungsverhältnissen davon abgehalten wurde, auf den Parkplatz am Geropark zu kommen.

Geschätzt über 120 Radfahrerinnen und Radfahrer hatten sich mit ihren Rädern am Fuß des Abteibergs auf dem gesperrten Parkplatz am Geropark eingefunden und applaudierten den überwiegend jungen Rednern, als diese die schlechten und unsicheren Verhältnisse für Radfahrer in Mönchengladbach anprangerten und Verbesserungen und eine echte Verkehrswende auch in der Vitusstadt forderten.

Den Reigen der Redner eröffnete Elias Schnock von youth beyond, der seine anfängliche Nervosität schnell ablegte und betonte, dass Radfahrer nicht länger „Nebendarsteller“ im Straßenverkehr sein dürften, sondern eine Hauptrolle spielen müssten.

Er schloss mit dem bemerkens­werten Aufruf: „Mönchen­glad­bach tritt in die Pedale und sorge für die Grundlage einer nachhaltigen Fortbewegung!“.

Fabian Sneider (Grüne Jugend) sah die Hittastraße als besonderes Beispiel dafür, dass mehr für die Radfahrer in Mönchengladbach getan werden müsse. Es bestehe ein „Überlebenskampf“ von Radfahrern gegenüber den Autofahrern.

Für die Initiative „Radentscheid Mönchengladbach“ rief Lucas Nagy dazu auf, für sicheres Radfahren in Mönchengladbach auf die Straße zu gehen.

Besonders müsse sich für die Kinder und Jugendlichen eingesetzt werden und sprach von seinen guten Erfahrungen, die er – aufgewachsen vor den Toren von Mönchengladbach – gemacht habe, wo es ihm als Kind und Jugendlicher möglich war im ländlichen Raum die Mobilität sicher überwiegend mit dem Fahrrad zu erleben.

Sein Aufruf lautete: „Wer sichere Radwege säht, wird Fahrradfahrer ernten“.

In der Stadt habe die Verwaltung diesbezüglich noch nichts erkannt und sei getrieben von der „Angst“, Autofahrern Platz wegnehmen zu müssen.

Das wolle der „Radentscheid Mönchengladbach“ durch die voraussichtlich im August beginnende Unterschriftensammlung ändern.

Nach diesen Statements blieben für den Vorsitzenden des ADFC Mönchengladbach, Borgard Färber, nur noch wenige weitere Forderungen zu artikulieren, weil Vieles schon gesagt worden sei.

So konstatierte er, dass sich auch mit der neuen Ratsmehrheit (noch) nichts geändert habe, obwohl das Thema Radverkehr von den Parteien im Kommunalwahlkampf „genutzt“ worden sei.

Es würden zwar „tolle“ Radschnellwege geplant, aber: „wichtig ist jedoch anderes“ (Zitat).

Möglicherweise liege es am fehlenden „Mut“ (der Politik), der Verwaltung zu sagen, dass die bisherigen Planungen nicht mehr gewünscht seien.

Nicht eingeplant war das Statement des einzig sichtbaren Politikers aus der politischen Ampel, Bürgermeister Hajo Siemes (B90/Die Grünen).

Dieser bestätigte, dass bislang viel zu wenig für Radfahrinnen und Radfahrer getan wurde, bat um aber Verständnis dafür, dass innerhalb eines halben Jahres „Ampel“ nicht das geändert werden könne, was in 30 Jahren zuvor in der Verkehrspolitik falsch gemacht worden sei.

Siemes prognostizierte, dass sich etwas ändern werde.

Die Grundlagen dafür seien geschaffen und man werde noch mehr mit den Betroffenen sprechen, um Abhilfe zu schaffen.

„Das Auto muss zurückgedrängt werden und das Fahrrad muss in den Vordergrund kommen“, sei das Ziel, für das er als Bürgermeister und die Grünen erst recht stünden und kämpfen würden..

In fünf Jahren werde man sehen, was daraus geworden sei. Siemes zeigte sich hoffnungsfroh.

Am anschließenden Rundkurs nahmen alle Altersgruppen – vom Kita-Kind bis zu einem über 80-Jährigen – teil. „Einzelfahrer“ waren ebenso vertreten, wie Familien mit Kleinkindern in Lastenrädern.

Es wurde mit fast jedem Fahrrad-Typ gefahren, vom „normalen“ City-Fahrrad mit oder ohne E-Unterstützung, Dreirädern in unterschiedlichster Ausprägung, Liegerädern und einige etwas „nostalgisch“ anmutende Gefährte aber nur ganz vereinzelt als „Rennversion“ zu identifizierende.

Wie insgesamt festzustellen war, fehlten gerne als „Kampfradler“ diskriminierte Biker in Rennmontour, so dass das Fahrerfeld fast ausschließlich aus Menschen bestand, die das Fahrrad meist als tägliches Fortbewegungsmittel nutzen.

Wie vorgesehen, war  die von der Polizei gesicherte und sehr diszipliniert durchgeführte Demo-Fahrt nach etwa 60 Minuten beendet.

Lässt man diese Veranstaltung Revue passieren, drängen sich einige Anmerkungen geradezu auf.

Zur Kundgebung

Die Kundgebung hat wieder einmal den extrem großen Nachholbedarf hinsichtlich einer sicheren Infrastruktur für Radfahrer und den Interventionswillen der Betroffenen deutlich gemacht.

Bemerkenswert war dabei, dass insbesondere jüngere Generationen und Familien sich engagieren wollen und vermutlich auch werden.

Das Statement von Borgard Färber zu den anstehenden Aufgaben, fiel reichlich kurz aus.

Manch einer hätte sich vielleicht gewünscht, dass er in Abgrenzung zu den Radschnellwegen die Aussage „wichtig ist anderes“ (Zitat), dieses „Andere“ präzisiert hätte, zumal erkennbar war, dass den meisten seiner Zuhörer am „Fahrradfahren im Alltag“ und kaum über längere Entfernungen gelegen war.

Dass für Hajo Siemes das Fahrradfahren eine Herzensangelegenheit ist, ist nicht erst seit der „Ampel“ bekannt.

So war es nicht verwunderlich, dass er nach der Kritik des ADFC-Vorsitzenden an der aktuellen Ratsmehrheit, das Wort ergriff.

Dass er (erst) nach fünf Jahren (Ende der aktuellen Ratsperiode) eine „Beurteilung“ erwartet, war dann doch überraschend.

Eine solche „Beurteilung“ der politischen Aktivitäten der „Ampel“ muss kontinuierlich geschehen; erst „nach fünf Jahren“ erscheint dann doch reichlich spät.

Die Rundfahrt

Die temporäre „Protected Bike-Lane“ (PBL) konnte allenfalls als ein äußerliches Signal gewertet werden, zumal die Rundfahrt nicht die tatsächlichen Situationen im täglichen Verkehr widerspiegeln konnte.

Über eines müssen sich die Befürworter im Klaren sein: Eine derartige Radwegführung wird an ihres (Sicherheits-)grenze stoßen, wenn die PBL über größere Straßenkreuzung hinweg führen sollen.

Dazu scheint es auch beim ADFC noch keine wirklichen Lösungen zu geben.

 

Unbeschadet dessen, sollte die Kundgebung und die Demo-Fahrt dazu beigetragen haben, die aktuell verantwortlichen Politiker an ihre Versprechen von vor der Wahl zu erinnern und Hoffnung geben, dass Hajo Siemes innerhalb der „Ampel“ nicht zum „einsamen Rufer“ in der Verkehrswüste Mönchengladbach wird.

Man wird sehen.