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Sham, so heißt der Kleine, ist kein Einzelfall. Seine Eltern bemühten sich vergebens um einen Kitaplatz für den 20 Monate alten Sohn.

(c) BZMG

Bis sich das Arbeitslosenzentrum (ALZ) und mit seinem Leiter Karl Sasserath einschaltete.

Die Familie des Jungen kommt aus Eritrea/Ostafrika. Sie lebt und wohnt in Mönchengladbach.

Die jungen Leute haben zwar Kontakte zu Bekannten und Landsleuten, doch Vieles für sie ist weiterhin neu, fremdartig und voller Fragezeichen, zumal ihre Deutschkenntnisse längst nicht perfekt sind.

Der Gang zu den Behörden sei für sie „nie leicht gewesen“, sagen sie.

Bei der Suche nach einem Betreuungsplatz für Sham habe man zwar nach einem Tipp auch den Kita-Navigator bemüht.

Doch beim zuständigen Stadt-Jugendamt habe man sie vertröstet und mit dem schriftlichen Nein auch gleich um Geduld gebeten.

Einen solchen Navigator bietet die Stadt Erziehungsberechtigten an … mit ihm soll die Suche nach einem „Kita-Platz“ in Wohnortnähe erleichtert werden.

Soweit die Theorie. Die Realität sieht vielfach anders aus.

Denn auch in Gladbach fehlen hunderte Kita-Plätze.

Nach Angaben der Stadt liegt die „Versorgungsquote“ bei den unter Dreijährigen (0-3 Jahre) derzeit bei gerade mal 45,4 Prozent.

In der Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen beträgt sie 91,6 Prozent.

Nicht zu vergessen, dass es für die Minis (0-3) seit 2013 einen gesetzlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz gibt.

Bei den Größeren ist das schon seit 1996 der Fall.

Nicht nur Gladbach erfüllt den Gesetzesanspruch eher lückenhaft, wenngleich man seitens der Stadt auch jetzt wieder betont, dass jährlich neue Gruppen hinzukommen.

Die evangelische Kirchengemeinde Rheydt schloss bzw. schließt dagegen drei Einrichtungen für über 100 Knirpse.

Bleiben wir bei Sham: Über die in Gladbach aktive „Palästinensische Gemeinde“ und bei Beratungsgesprächen im ALZ erfuhr Sasserath von der Enttäuschung und vom Frust der jungen Familie.

Kein Einzelfall. Zahlreiche Familien mit Migrationshintergrund hatten bei der Bitte um einen Kindergarten-Platz Absagen erhalten.

Sasserath sagt dazu: „Das ist besonders ärgerlich, weil die Kinder ohne Kitaplatz häufig nicht adäquat gefördert werden.“

Das gelte besonders mit Blick auf die frühkindliche Förderung und den Spracherwerb.

Ein „termingerechter Kitaplatz“ sei für die Integration von Kindern und für einen erfolgreichen Bildungsverlauf äußerst wichtig, so Sasserath.

Als Berater im ALZ habe er die Erfahrung gemacht, dass oftmals Kinder unterer gesellschaftlicher Schichten bei der Verteilung von Kitaplätzen leer ausgingen.

Sasserath und ein befreundeter Rechtsanwalt haben daher ein standardisiertes Verfahren entwickelt, mit dem Eltern den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz gegenüber der Stadtverwaltung durchsetzen können.

Dieses InfoBlatt ist hier ebenso herunterladbar, wie Formulierungshilfen in zwei Text-Formaten:

(c) BZMG

.. und als PDF downloaden

Schreiben an die Stadt Mönchengladbach
(Formulierungshilfe als Word-Datei)

Schreiben an die Stadt Mönchengladbach
(Formulierungshilfe als ODT-Datei)

Das Verfahren, so der Sozialarbeiter, bedient sich der schriftlichen Antragstellung.

Wichtig: die Erziehungsberechtigten müssen den Antrag auf Zuteilung eines wohnortnahen Kitaplatzes an die Verwaltung schriftlich stellen.

Der Antrag an die Stadtverwaltung enthält die Aufforderung, auf den Antrag einen schriftlichen Bescheid zu erteilen.

Gegen einen ablehnenden Bescheid ist für die Erziehungsberechtigten die Klage vor dem Verwaltungsgericht möglich. Mit anderen Worten: der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz lässt sich auch gerichtlich gegen die Stadtverwaltung durchsetzen.

„Weil es hier um einen Rechtsanspruch geht, würde ich den Eltern auch immer im Fall der Ablehnung raten, notfalls mit Hilfe juristischer Unterstützung den Anspruch auf dem Rechts- bzw. Klageweg durchzusetzen“, sagt Sasserath.

Bislang ließ es die Stadt nicht auf einen solchen Rechtsstreit/Klage ankommen.

Was Sasserath als „sehr erfreulich“ wertet.

(c) BZMG

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Nicht nur Sham, auch weitere elf Jungen und Mädchen werden deshalb jetzt in Kitas betreut – und gefördert. Nicht nur für Shams Eltern eine große Erleichterung. Sein Vater hat einen sozialversicherungs­pflichtigen Job.

Seine Mutter will nun Deutsch lernen, um bald arbeiten und sich besser integrieren zu können.

Die Sprachkurse besucht sie stress- und sorgenfrei, „denn Sham ist in der Zeit in guten Händen“, lacht sie.