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Eltern und ihre Kinderbekamen vollbepackte Jute-Taschen, die satt macht.

Justine Krause, verantwortlich für das gut gestartete „Tüten-Projekt“ für bedürftige Familien aus dem Stadtmitte-Quartier: „Wir wollen die Menschen nicht nur animieren, auf Dauer selbst zu kochen, wir wollen viel mehr.“

Auch im Westend haben sozial Engagierte feststellen müssen, dass selber kochen (und alles, was dazu gehört) in vielen Familien – nicht nur in ärmeren – etwas Exotisches ist.

Und: Fastfood regelmäßig ist für Erwachsene wie Kids nicht gesund, ja schädlich.

Hier setzt Krause an, die im Stadtmitte-Arbeitslosenzentrum (ALZ) das von den gesetzlichen Krankenkassen finanzierte Projekt „Gesund leben im Quartier“ aus Bewegung, Ernährung, Freizeit-Tipps etc. vorwiegend für ältere Menschen koordiniert.

Letztlich die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass das (Tüten-)Projekt schnell konkrete Formen annahm.

Die 25-jährige Sozialwissenschaftlerin stellte fest, dass zunehmend junge Familien bzw. Alleinerziehende zum Gabenzaun des ALZ kommen und sich dort mit gespendeten Lebensmitteln versorgen.

Deren Begründung: Seit Corona habe man weniger Arbeit und damit weniger Geld zum Leben. Der Gabenzaun ist nur eine von mehreren Hilfsangeboten des ALZ für notleidende Menschen.

So sprach Krause Betroffene am Gabenzaun an, bekam außerdem von SozialarbeiterInnen an Grundschulen im Quartier Adressen infrage kommender Familien.

Derzeit sind es 15 mit zwei, vier oder sechs Personen im Haushalt, die sich, so Krause, über die freitägliche Tüte sehr freuen.

O-Ton eines jungen Vaters: „Mit solch einer Solidarität haben wir überhaupt nicht gerechnet. Danke.“

Ganz bewusst haben Krause und die Ökotrophologin Monika Aldenhoff auf „nachhaltiges Mitmachen“ gesetzt.

Je nach Anzahl erhalten die Familien so viele Lebensmittel, dass sie davon eine warme Mahlzeit kochen können. Beispiel Ofengemüse mit Kräutercreme.

Neben den Zutaten – wenn möglich aus der Region und bio – kommt das verständliche Rezept dazu.

Das schreibt Aldenhoff, kocht vorher Probe und macht Fotos davon.

Alles kommt in die Tüte. Auch das von der Caritas Mönchengladbach gespendete Rapsöl.

160 Flaschen stellte der Verband zur Verfügung.

Bislang gab es Tüten für selbst gemachte Pizza, Couscous-Salat, Linsensuppe und das erwähnte Ofengemüse.

Die bisherige Resonanz der „Tüten-Kunden“ sei ermunternd, betont Krause.

Manche erfahren ihre (Koch-)Fähigkeiten neu, tanken Selbstvertrauen und erleben, dass gesundes Essen überhaupt nicht teuer sein muss.

Im Gegenteil. „Und wenn es Fragen gibt, sind wir natürlich da.“

Zu den Lebensmitteln und Rezepten gibt es auch ganz praktische Tipps: Wie packe ich den Kühlschrank richtig?

Wie vermeide ich Müll?

Wie sieht es aus mit der Haltbarkeit von Essbarem?

Einkaufen, preiswert und gut.

Hinzu kommen ein wenig Kräuterkunde, Schneidetechniken (Möhre, Gurke etc.). 

Die „Freitags-Tüte“ wird mit Geld aus der Aktion Mensch teilfinanziert und soll noch längere Zeit angeboten werden.

Vor der Abgabe wird die Bedürftigkeit geprüft, ein diskreter und kurzer Vorgang.

Krause: „Unser Ziel ist es, dass wir für die ,Freitagsfamilien‘ und natürlich auch für andere so schnell wie möglich Koch- und andere Angebote anbieten können.“