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Die allein lebende ältere Gladbacherin war den Tränen nahe, als sie die Nachricht erhielt.

„Wenn sie möchten, können sie sich bei uns ein Essen abholen“, erklärte ihr Irene Fischer vom Arbeitslosenzentrum (ALZ) am Telefon.

In dem Fall ein Grünkohl-Kartoffel-Eintopf mit Schnitzel.

Dass das ALZ derzeit mehr als 15 Fertigessen verteilen kann, verdankt es der Spende von Bernd Gothe.

Gothe, Rheydter Unternehmer und nicht nur im karnevalistischen Brauchtum bestens bekannt, hatte gelesen, dass das Stadtmitte-Zentrum an der Lüpertzender Straße 69 infolge der verheerenden Corona-Pandemie schließen musste.

Die Folgen: Zwar finden weiterhin Beratungen z.B. in Beschäftigungs- und Sozialfragen per Telefon bzw. Internet statt, aber die Küche und der Begegnungsbereich sind seit Wochen dicht.

Allein die kleine ALZ-Küche gab werktäglich rund 60 frisch und selbst hergestellte Menüs an Bedürftige gegen einen geringen Kostenbeitrag aus.

Unter den „Ständig-Gästen“ ist auch die Rentnerin A.

Sie bekommt nur eine kleine Rente und ist wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise besonders betroffen.

Wie viele andere mit geringem Einkommen übrigens auch.

Gothe rief also ALZ-Leiter Karl Sasserath an und sagte im Verlauf des Gesprächs: „Gerade jetzt müssen wir zusammenhalten. Was halten sie davon, wenn wir besonders betroffenen Menschen täglich eine Mahlzeit geben?“

Gothes Vorstellungen: 15 Essen könnten es sein.

Sasserath reagierte erfreut wie spontan und besprach die Einzelheiten z.B. über die Essenausgabe mit Verwaltungschefin Irene Fischer und Ella Heiniz.

Heiniz ist seit Jahren im ALZ fürs (gute) Essen zuständig.

Fischer: „Es war sehr schwierig, eine Auswahl zu treffen.“

Schließlich wurden nicht nur die Rentnerin, sondern auch Frau K. mit ihrem schwer behinderten Sohn oder der chronisch Kranke C. verständigt.

Sasserath ergänzt: „Die, die täglich bei uns zu Mittag aßen, sind auf unser Angebot angewiesen.“

Weil sie nicht über die ausreichenden Geldmittel verfügen und/oder körperlich so beeinträchtigt sind, dass sie nicht mehr selbst kochen können.

Viele dieser Menschen leiden zudem darunter, dass wegen Corona die direkten sozialen Kontakte fehlen: das Gespräch, das Zusammensein, die Diskussion, das Kaffeetrinken.

Praktisch sieht das „Märchen“ so aus: Die Essen werden in der Odenkirchener Bürgerstube von Michael Dahl zubereitet, zu einzelnen Menüs verpackt und von einem Fahrer der Firma Gothe abgeholt und zum ALZ gebracht.

Wegen der strikten Hygieneauflagen steht am Haupteingang ein Tisch.

Darauf werden ab 12:30 Uhr die Mittagessen für den momentan zugegeben kleinen Abnehmerkreis gestellt.

Kontakte würden so vermieden, und wenn, dann die Sicherheitsabstände gewahrt. Zu Hause muss das Essen dann eventuell warm gemacht werden.

„Es tut uns leid, wenn wir im Moment nur an einen festgelegten Personenkreis die Essen ausgeben können. Wir arbeiten hier gemeinsam mit unserem Küchenpersonal intensiv an einer Lösung“, verspricht Sasserath.

Wie lange die Aktion „Wir helfen in schwieriger Zeit“ laufen wird, ist nicht genau terminiert. „Bis nach Ostern auf jeden Fall“, versichert Sasserath.

Er hofft wie viele der Besucher, dass auch der gewohnte Mittagstisch bald wieder öffnen kann. Zeitpunkt, wen wundert es in dieser verunsicherten Zeit: unbekannt.