In der Geschichte der Mönchengladbacher Kommunalpolitik gab es über die „etablierten“ Parteien hinaus zwei Wählergemeinschaften, die sich ohne parteilichen „Überbau“ auf Landes- oder Bundesebene im Stadtrat für die Belange der Mönchengladbacher Bürger einsetzten.
Vor der Kommunalen Neugliederung im Jahr 1975 war dies die „Freie Wählergemeinschaft Wilhelm Schiffer“, eine Abspaltung aus der damaligen SPD Rheydt und von 1998 bis 2014 die FWG (Freie Wählergemeinschaft), die vom Ex-Beigeordneten Erich Oberem (ehem. CDU) ins Leben gerufen worden war.
Bei der bevorstehenden Kommunalwahl am 14. September 2025 stellt sich (wieder) in Mönchengladbach eine partei-unabhängige Wählergruppe zur Wahl.
Ein Novum: Nur in einem Stadtbezirk und zwar im Westen der Vitusstadt mit der Liste „DeinBezirkWest!“ für Wahlbezirke in den Stadtteilen Rheindahlen, Wickrath und Holt.
Darüber, wer die handelnden Person von „DeinBezirkWest!“ sind und was die Motivation und die Zielsetzung der Wählergruppe ist, sprachen wir heute in einem Vis-á-vis-Interview mit Erik Jansen und Andreas Weuthen.
Offensichtlich haben sich hier zwei Rheindahlener Persönlichkeiten gefunden, die sich nicht nur für ihren Heimatort, sondern für das gesamten Gebiet des Mönchengladbacher Stadtbezirk West einsetzen wollen, wie der am Ende des Interviews geäußerten gegenseitigen Wertschätzung zu entnehmen war.
Erik Jansen (Jahrgang 1982) ist Bürokaufmann und der im Jahr 1955 geborene Andreas Weuthen ist Dipl.-Ing. der Elektrotechnik und als freiberuflicher IT-Berater tätig.
Beide haben sich, gemeinsam mit diversen Unterstützern zum Ziel gesetzt, den Bürgern das Leben in den Ortsteilen angenehmer zu gestalten und sie dabei unmittelbarer an Prozessen zu beteiligen.
Ein Ansatz dabei ist, sukzessiv den Bezirkshaushalt von aktuell 100.000 EURO pro Jahr zu einem bezirksbezogenen „Bürgerhaushalt“ weiter zu entwickeln, indem jeder der etwa 40.000 Einwohner der Bezirks West über ein -wie auch immer gestaltetes – Punktesystem mit entschieden könne, welcher Verwendungsvorschlag vorrangig finanziell unterstützt/geförderte werden soll.
Damit will man verhinderten, dass „Lieblingsprojekte“ einzelner (Partei-)Interessenten vorrangig „bedient“ werden.
Dies auch vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren der Fokus stark auf Rheindahlen gelegen habe und Wickrath und Holt politisch nicht die Aufmerksamkeit erhalten habe, wie es angebracht gewesen wäre.
Ein weiterer Aspekt sei die politische Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an den politischen Vorgängen und Entscheidungen im und für den Bezirk, indem der Bezirksvertretung statt ausschließlicher „Kenntnisnahme“ zu mehr aktiver Beteiligungs- und Entscheidungskompetenz eingeräumt wird.
Dazu gehöre auch, dass beispielsweise die „Rheindahlener Runde“, die teilweise aus organisatorischen Gründen nicht kontinuierlich stattgefunden hätten, wieder belebt und zu einer Kontinuität geführt werden müssten.
Solche kontinuierlichen Gesprächsrunden müssten auch in Wickrath und Holt angeboten werden.
In solchen Bürgerrunden müssten den Bürgern kontinuierlich die aktuellen Sachstände von Maßnahmen im Bezirks dokumentiert vorgestellt und Hinweise und Anregungen entgegen genommen werden.
Das sicherzustellen sei Aufgabe den neu zu wählenden Bezirksvorstehers (der zukünftig „Bezirksbürgermeister“ heißen soll).
Apropos „Bezirksbürgermeister“: Diese vom Rat beschlossene Umbenennung scheint für die beiden Interviewpartner keinerlei Bedeutung zu haben, weil sie den Bürgerinnen und Bürger des Bezirks keine Vorteile bringen würde.
Jansen und Weuthen sind sich bewusst, dass es schwer sein wird, als neue Gruppierung in die Bezirksvertretung einzuziehen, weil in der Kürze der Zeit das Erlangen von Bekanntheit mit sehr viel persönlichem als auch finanziellem Einsatz verbunden sei.
Hilfreich seien dabei einige Netzwerke rund um die „DeinBezirkWest“, wie beispielsweise die Initiative „Gemeinsam gegen laut“, über die Informationen und Flyer an die Wählerinnen und Wähler gebracht würden.
Flyer, Plakate und die Präsenz mit Infoständen z.B. auf den Wochenmärkten würden allein nicht ausreichen, Wählerinnen und Wähler für sich zu gewinnen.
Anstelle von Kugelschreibern oder anderen „Giveaways“ würde an den Ständen Apfelschorle-Trinkdosen mit den Kernanliegen der Wählergruppe und der sinnigen Aufschrift „… damit Sie nicht in den sauren Apfel beißen müssen“ verteilt.
In der verbleibenden Zeit bis zum Wahltag am 14. September werde man zuätzlich den Haustürwahlkampf intensivieren.
Alles in allem scheinen Erik Jansen und Andreas Weuthen optimistisch auf den Wahlabend zu schauen und demnächst zu den Mitgliedern der neuen Bezirksvertretung West zu zählen.