Mit der heutigen Stichwahl endet ein bemerkenswerter Kommunalwahlkampf in Mönchengladbach.
Dass der SPD-Kandidat Felix Heinrichs diese Stichwahl überdeutlich für sich entscheiden würde, hatten selbst namhafte CDU-Politiker prognostiziert.
Blieb doch ihr Spitzenkandidat Dr. Christof Wellens im gesamten Wahlkampf weitgehend uninspirierend und schien wenig informiert zu sein, über politische und viele gesellschaftliche Zusammenhänge.
Auch seine (wenigen) gesellschaftlichen Engagements allein schienen die Wählerinnen und Wähler nicht überzeugt zu haben.
So relativiert sich auch sein Nominierungsergebnis von über 90% beim Aufstellungsparteitag der CDU im vorigen Jahr, wodurch der Eindruck erweckt wurde, dass die „Lagerbildung“ innerhalb der Mönchengladbacher CDU beendet sei.
Während des Kommunalwahlkampfes und auch nach dem 14. September zeigt sich jedoch ein anderes Bild, das im Nachhinein noch zu vertiefend analysieren sein wird.
Denn darauf, dass dies genau nicht der Fall ist, gibt es viele unterschiedliche Anzeichen.
Fakt ist, dass die CDU Rechtsanwalt Dr. Wellens mit dem fast sozialistisch anmutenden Nominierungsergebnis ohne wirkliche Strategie ins Rennen schickte und ihm Unterstützung vorgaukelte, die er letztlich offensichtlich nicht bekam, weil jeder der CDU-Polit-Akteure nach wie vor mehr an seine eigenen „Pfründe“ (politisch und wirtschaftlich) dachte.
Fakt ist außerdem – und das ist für die Mönchengladbacher CDU bezeichnend – dass diese Partei keinen profilierten Politiker hat, der sich für das Amt eines Oberbürgermeisters eignen würde.
Die Wahl von Hans-Wilhelm Reiners in der Stichwahl 2014 war mehr ein Zufall, hatte er doch nur 547 Stimmen mehr errungen, als der damals amtierende Norbert Bude (SPD).
Nach einem Amtsantritt hatte Reiners zunächst die Anrechnung von irgendwelchen Rentenanwartschaften auf seine spätere Ruhestandsbezüge im Blick.
Seine Amtszeit war stark beeinflusst von seinen Freunden Dr. Hans-Peter Schlegelmilch und Dr. Gregor Bonin und ihren hochtrabenden Plänen für ein Mammut-Rathaus und anderen „Visionen“, die der Stadt viele Millionen an vermeidbaren Ausgaben „bescherten“.
Ähnlich, wenn auch mit weniger Schäden für die Stadt gestaltete sich die Kandidatur von Frank Boss, die bis zuletzt von Selbstüberschätzung geprägt gewesen zu sein schien.
Dass er 2020 seinem Mitbewerber Felix Heinrichs (SPD) in der Stichwahl unterlegen sein würde, war damals abzusehen, mit welcher Deutlichkeit jedoch nicht.
Warum Dr. Wellens sich die Kandidatur zum Hauptverwaltungsbeamten „angetan“ hat, und wer ihn zu einer Kandidatur veranlasst hatte, bleibt bislang im Verborgenen.
„Richtige Freunde“ können es kaum gewesen sein, zumal er sich selbst nicht „als Politiker“ sah und ausschließlich das Amt des Hauptverwaltungsbeamten anstrebte.
Offensichtlich hat sich Wellens vom „überragenden“ Nominierungsergebnis blenden lassen (oder wurde geblendet).
Ein „Parteisoldat“ jedenfalls schien er nicht zu sein.
Dass er den einzigen Platz auf der Reserveliste nicht in Anspruch nehmen wird, ist konsequent und aller Ehren wert.
Damit wird der bisherige CDU-Fraktionsvorsitzende Fred Hendricks „nachrücken“ und diesen Platz einnehmen.
Hendricks war nicht wieder in einem „eigenen“ Wahlbezirks angetreten.
Hendricks wird nach eigenem Bekunden (stand jetzt) auch nur bis zur Hälfte der neuen Ratsperiode zur Verfügung stehen und dann einem Nachfolger Platz machen.
Erste „Interessenten“ scharren schon mit den Hufen, was aber das Kernproblem der Mönchengladbacher CDU nicht lösen dürfte: Eine profilierte und kompetente Alternative zum heute zum Oberbürgermeister gewählten Felix Heinrichs ist nicht in Sicht.
Hinweis:
Der BZMG-Artikel „Wie wurde in den einzelnen Wahlbezirken gewählt?“ vom 18. September 2025 wird ein UPDATE erfahren und enthält dann abschließend auch die Ergebnisse der Stichwahl in allen Wahlbezirken.
Kommentar von Utz Klein vom 28.09.2025 [über facebook]
Eine Sicht, die sich angesichts der Parteiarbeit der letzten 5 Jahre problemlos nachvollziehen lässt.
Nach der unglücklichen Konstellation (mit einem kaum für Schwung und Erneuerung stehenden ‚verdienten‘ Kandidaten) in 2021 hat man über Jahre nicht zu einer annehmbaren innerparteilichen Zusamnenarbeit und einer für den Bürger wahrnehmbar profilierten Opposition in der Lokalpolitik gefunden.
Der Wahlkampf war schwach und die nachhaltige Unterstützung des Bürgermeisterkandidaten wenig wahrnehmbar.
Begeisterung und Bürgernähe kam selbst an den Wahlständen der letzten Wochen nicht auf und die Ansprache und Gesprächskontakte dort blieben flach.
Das Wahlergebnis im Rat und in den Bezirken zeigt, dass die Wählerstimmen gerade so gehalten wurden, mehr auch nicht. Zugewinne Fehlanzeige – aber nicht verwunderlich.
Leider auch manche Kandidaten in Wahlbezirken haben sich (ein, zwei Jahre zurückschauend) operativ wenig lokalpolitisch ‚bekannt‘ gemacht.
Erneut eine nominell starke Fraktion, die jedoch zu schwach ist die politische Kraft in der Stadt zu sein/zu werden.
Mit so einer lokalen Performance reicht es nicht für einen maßgebend ‚konservativeren‘ Kurs und Politikwechsel in MG!