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Wenn neue Akteure nachhaltig die kommunale politische Bühne betreten wollen, müssen sie – was besonders den persönlichen Einsatz betrifft – erheblich in Vorleistung gehen und immer mit der Unsicher­heit leben, ob sie es schaffen in den Rat einzuziehen.

In dieser Situation befinden sich die beiden Direkt­kandidaten der pan-europäischen Partei VOLT, Marco Diawuoh und Thomas Mahren, die gestern zum BZMG-Vis-á-vis-Interview zu Gast waren.

Darüber, was die Motivation dieser relativ jungen Partei und Kandidaten war, sich zur Wahl zu stellen, welche Ziele sie haben und wie sie Kommunalpolitik praktizieren wollen, sprachen wir mit den Kandidaten, die in den beiden Eickener Wahlbezirken antreten.

Sie und weitere 31 Aktive wollen es ihren Parteifreunden gleich tun, die bei der Kommunalwahl 2020 nicht nur in die Stadträte einzogen, teilweise Fraktionsgemeinschaften mit anderen Parteien eingingen und sondern auch an Ratsmehrheiten beteiligt waren bzw. sind.

Soweit denkt das Mönchengladbacher VOLT-Team noch nicht, galt es doch zunächst für jeden ihrer Direktkandidaten die notwendigen Unterstützungsunterschriften zu sammeln, womit die Zulassung zur diesjährigen Kommunalwahl erst möglich wurde.

Marco Diawuoh (43) hatte „Soziale Arbeit“ studiert und hat sich – anstelle weiter zu studieren – für den Polizeidienst entschieden und erläutert eindrücklich, dass beide Aufgabenstellungen Parallelen aufweisen, nämlich bei Bedarf Menschen hilfreich zur Seite zu stehen.

Thomas Mahren (32) ist als „IT-Mann“ aus beruflichen Gründen aus dem Saarland nach Mönchengladbach gezogen, um bei einer großen internationalen Bank IT-nahe Aufgaben zu übernehmen.

Beide berichten übereinstimmend von durchweg positiven Erfahrungen mit den Bürgerinnen und Bürgern, die schon überrascht gewesen seien, dass VOLT zur Kommunalwahl in Mönchengladbach antreten würde.

Nach oft anfänglicher Zurückhaltung habe man neugierig und interessiert zugehört; viele hätten das Auftreten von VOLT begrüßend zur Kenntnis genommen.

Während dieser Erst-Kontakte bei den persönlichen Gesprächen und auf Märkten hätten beide eine ausgeprägte Unzufriedenheit mit der politischen Situation (im Großen und im „Kleinen“) registriert, sagten Diawuoh und Mahren im Vorgespräch zum Interview.

Sich für VOLT als Partei zu entscheiden und sich dort zu engagieren, sei – so Diawuoh – insbesondere der staatenübergreifende Austausch zur Lösung von Problemen, die in anderen Ländern schon umgesetzt worden seien, beispielsweise auf Mönchengladbach zu übertragen. Man müsse nicht das Rad neu erfinden.

Dieser Austausch finde auch durch gegenseitige persönliche Unterstützung dergestalt statt, dass beispielsweise die Niederländer z.B. bei Wahlen „tatkräftig“ helfen – und umgekehrt.

Eine ähnliche Zusammenarbeit gebe es auch im Dreiländereck im Saarland mit Luxemburg und Frankreich, erinnert sich Mahren, als es beispielsweise aufgrund der verschärften Grenzkontrollen zu gemeinsamen Protestaktionen gekommen sei.

Das gleiche Austausch- und Unterstützungssystem finde auch innerdeutsch Anwendung, indem kommunale VOLT-Gruppen sich gegenseitig unterstützten.

So habe beispielsweise die Düsseldorfer VOLT-Gruppe die Mönchengladbacher Akteure umfangreich über das Kommunalsystem in NRW aufgeklärt und auf die Kommunalwahl vorbereitet.

Bei noch ausstehenden Unterschriftzusagen habe man gegen Ende noch eine „Haustür-Unterschriftensammlung“ durchgeführt und dabei durchweg positive Erfahrungen gesammelt, auch durch den Grundgedanken, Erfahrungen aus anderen Ländern in Mönchengladbach zu nutzen.

Die Interviewpartner gehen in diese Zusammenhang auf die Lösungen zur Verkehrsinfrastruktur in anderen Ländern und die Problemlage in Mönchengladbach ein.

Auch wurde im Interview die „Digitalisierung“ thematisiert, zu der Thomas Mahren interessante Gedanken äußerte und Marco Diawuoh von der Digitalisierung im Polizeidienst berichtete.

Was die Wählerinnen und Wähler von VOLT erwarten können – so die Partei es denn in den Rat schafft – ist laut Diawuoh, dass man versuche, die Punkte aus dem Wahlprogramm soweit wie möglich umzusetzen.

Man werde für die Bürgerinnen und Bürger transparent und nachvollziehbar darstellen, warum das nicht immer gelungen ist.

Zu dieser Transparenz gehöre auch, eine gewisse Fehlerkultur zuzulassen und Fehler offen zu kommunizieren.

Kooperationen mit anderen Parteien stehe VOLT grundsätzlich offen gegenüber, wobei viel von den Zielen der potenziellen Partner und den jeweiligen Sachverhalten abhänge.

Darüber könne man erst später reden, auch in Abhängigkeit von der (VOLT-)“Stärke“ im Stadtrat.

Etwa 75% der Direktkandidaten von VOLT sind unter 60 Jahre und stehen vermutlich fast alle im Beruf.

Wie das politische Engagement mit seinen beruflichen Verpflichtungen „überein“ kommt, hat Diawuoh (Platz 1 der VOLT-Reserveliste) für sich persönlich nach Ab- und Zustimmung mit seiner Familie perspektivisch so geregelt, dass er ein Großteil seiner bisherigen private Aktivitäten der Politik widmen werde.

Seine Erläuterungen lassen vermuten, dass er sich nicht „blauäugig“ in das Abenteuer Kommunalpolitik begibt.

Diawuoh zeigt sich – auf Nachfrage – beeindruckt von der gegenseitigen Unterstützung innerhalb des Mönchengladbacher VOLT-Teams.

Mahren zeigt sich zuversichtlich, dass die Bewältigung der Stadtratstätigkeit ebenso im Team funktionieren würde, wie aktuell die Bewältigung des Kommunalwahlkampfs.