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Es sei ein Akt der Solidarität mit den von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen und Unternehmen sowie den Städten und Gemeinden, keine Planungs- und Baukapazitäten für zeitlich nicht dringliche Projekte zu binden.

Etwa zwei Monate ist es her, dass heftige Unwetter in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wüteten, viele Menschen starben in den Fluten.

Große Teile von Ortschaften wurden zerstört, Straßen unterspült, komplette Gebäude von der Flut mitgerissen und sogar Erdrutsche ausgelöst. Die Infrastruktur, Wege und Brücken wurden einfach weggeschwemmt.

Bund und Land NRW hatten für die betroffenen Regionen Finanzmittel in Höhe von 30 Milliarden Euro für den Wiederaufbau zur Verfügung gestellt.

Das Problem dabei: Die existentiell notwendige Planung und Reparatur bindet Ingenieurleistungen sowie baugewerbliche Leistungen in ungeahnten Größenordnungen.

„Es sind bekanntlich ja auch zahlreiche Brücken zerstört worden, für deren Aufbau man Ingenieure benötigt zur Planung sowie Baufirmen zum Neu- oder Wiederaufbau. Diese Leistungen sind unserer Ansicht nach zunächst einmal ganz besonders in den von der Flut- und Hochwasser-Katastrophe betroffenen Gebieten gefragt“, sagt Anita Parker, Sprecherin des Grünen-Kreisverbands Mönchengladbach.

Sie schlägt vor, dass die Stadt Mönchengladbach angesichts dessen aus Solidarität mit den von der Katastrophe Betroffenen auf die Umsetzung des Ersatzneubaus der Brücke Bettrather Straße für etwa fünf Jahre verzichtet, wenn die Fördergelder gesichert bleiben und die Benutzbarkeit der maroden Brücke mit dem bisherigen Kostenaufwand weiter gewährleistet wird.

Hintergrund:

Derzeit läuft der Planungswettbewerb für den Ersatzneubau der Brücke Bettrather Straße als Fuß- und Radwegebrücke (Das Preisgericht tagt am 30.09.2021).

Die in die Jahre gekommene Brücke ist für den Fuß- und Radverkehr aktuell noch nutzbar, auch wenn die Schutzmaßnahmen und Brückeninspektionen – wie bisher – Kosten verursachen.

„Das sollte uns die Solidarität aber wert sein“, findet Anita Parker.

Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Stadt Mönchengladbach die im Rahmen der Richtlinie zur Förderung innovativer Projekte zur Verbesserung des Radverkehrs in Deutschland zur Verfügung gestellten Fördermittel in Höhe von 4,2 Mio. Euro nicht verliert.

Das Ergebnis des Planungswettbewerbes, so die Grünen-Politikerin weiter, sollte festgehalten und die Beauftragung für die weitergehende Planung, Ausschreibung und den Bau der Brücke um besagten Zeitraum von fünf Jahren verschoben werden.

Dem könnte sicherlich auch die Initiative „Brücke Bettrather Straße“ zustimmen, die sich nach wie vor für den Erhalt und die Sanierung der Brücke einsetzt und in einer neuen Brücke keinen Sinn sieht.

Das war im Übrigen auch das Petitum des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Dr. Boris Wolkowski, der vor ziemlich genau 12 Monaten im Zuge des Kommunalwahlkampfes 2020 eigens zu diesem Thema einen Wahlstand auf der Brücke Bettrather Straße organisiert hatte.

Der Grünen-Auftritt auf der Brücke Bettrather Straße wurde sicherlich von vielen Wählern und Wählerinnen im Kommunalwahlbezirk 11 als „Zeichen“ gesehen und hat möglicherweise mit dazu beigetragen, dass die Grünen, die sich zu diesem Zeitpunkt für den Erhalt und damit gegen den Neubau einer Brücke positioniert hatten, mit nur 1,28%-Punkten (=36 Stimmen) hinter der CDU „landeten“.

Dem Fraktionsvorsitzenden von B90/Die Grünen Dr. Boris Wolkowski, dürfte dieser einstimmige Vorstoß „seiner“ Parteispitze kaum gefallen, weil er sich gegenüber den Kooperationspartner zumindest „erklären“ muss.

Das dürfte ihm nicht schwer fallen, weil er erklären könnte, dass die Fraktion – wie bei anderen Parteien ebenfalls – nicht an Beschlüsse der Partei gebunden ist.

Wohl wissend, dass der Abriss der Brücke in Wirklichkeit nicht eine Frage der „Verkehrssicherheit“ ist, sondern der Tatsache geschuldet ist, dass dem Baudezernenten Dr. Bonin (CDU) und dessen Partei der etwa 300 Meter lange „Engpass“ auf der darunter liegenden Hermann-Pique-Anlage ein Dorn im Auge ist und durch die neue Brücke diese Straße durchgehend 4-spurig sein würde.

So logisch und nachvollziehbar der Solidaritätsgedanke des Grünen-Vorstandes auch sein mag, Wolkowski wird sich davon kaum beeindrucken lassen und seine (geänderte) Meinung beibehalten in der er sich für eine neue Brücke ausspricht.

Getreu dem Motto: „Was interessiert mich meine Meinung von früher?“