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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vier Mönchengladbacher Bürgerinnen und Bürger ausgezeichnet.

Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhielten die Eheleute Dr. Annette und Ernst Jansen-Winkeln sowie Gudrun Gruhn.

Karl Sasserath erhielt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Bei einer Feierstunde im Rathaus Abtei am 29. Oktober hat Oberbürgermeister Felix Heinrichs die Auszeichnungen überreicht.

Karl Sasserath

Karl Sasserath hat durch sein langjähriges ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich auszeichnungswürdige Verdienste erworben.

Karl Sasserath wird als Mensch beschrieben, der sich weit über das normale Maß zu Gunsten der Armen, der Arbeitslosen und der Menschen in prekären Lebenssituationen engagiert.

Bereits während seines Studiums der Sozialen Arbeit hat er sich für die Einrichtung eines Arbeitslosenzentrums in Mönchengladbach eingesetzt und 1982 gemeinsam mit anderen eine Selbsthilfegruppe, den Arbeitslosentreff, gegründet.

Hieraus ist im Jahre 1983 der Verein Arbeitslosenzentrum Mönchengladbach e. V. entstanden, in dem Karl Sasserath von Beginn an Mitglied war, mitgearbeitet hat und von 1986 bis 2020 dessen Leitung innehatte.

Das Arbeitslosenzentrum musste über die Jahrzehnte hinweg mit wechselnden und kurzfristig laufenden Finanzierungen regelmäßig um seine Existenz fürchten.

Über lange Jahre hat er erhebliche Teile seiner Aufwandsentschädigungen und-Sitzungsgelder aus seinem kommunalpolitischen Engagement dem Arbeitslosenzentrum zukommen lassen.

Herr Sasserath war in zahlreichen überörtlichen Arbeitskreisen, Fachkonferenzen und -gremien des NRW-Arbeits- und Sozialministeriums tätig.

Auch in der Gewerkschaft der Wohlfahrtsverbände der Kirchen und der Erwerbslosenhilfe wirkte Karl Sasserath immer wieder mit.

Mit weiteren Engagierten bereitete er 1985 die erste Arbeitsmarktkonferenz in Mönchengladbach vor und gestaltete die weiteren Konferenzen bis zu deren Übergang Anfang der 90iger Jahre in eine Konsensrunde für das Verfahren zur Förderung arbeitsmarktpolitischer Programme durch den Europäischen Sozialfonds aktiv mit.

Das Arbeitslosenzentrum bot die Anknüpfung mit dem Ansatz von „beraten und bilden“.

Hieraus entstand ein erster Ansatz für eine gemeinsame Kooperation im Arbeitskreis Politik, der mit dem Anspruch „Kein Frieden mit der Arbeitslosigkeit“ auftrat.

Der Arbeitskreis trug zur politischen Bildung und zur Selbstwirksamkeit der Beteiligten bei, sich zu politischen Entwicklungen in der Gesellschaft, die sie selbst betrafen, im Diskurs mit anderen zu besprechen und sich öffentlich mittels Demos oder Veranstaltungen zu äußern und aktiv einzubringen.

Sasserath hat auch die Politik in Mönchengladbach in den letzten drei Jahrzehnten durch sein Wirken, sein Engagement und seinen besonderen Einsatz stark geprägt.

Bereits 1984 zog er für die Grün Alternative Liste in den Stadtrat ein.

Von der Kommunalwahl im September 1999 bis Oktober 2020 war er für Bündnis90/Die Grünen im Rat der Stadt Mönchengladbach und in dieser Zeit Sprecher seiner Fraktion.

Er war im Hauptausschuss und unter anderem von 2009 bis 2020 Mitglied im Integrationsrat, Mitglied der Trägerversammlung des Jobcenters Mönchengladbach sowie Mitglied im Aufsichtsrat der Niederrhein Kommunalholding GmbH.

Auch wenn große Teile seines Engagements eng mit seinem Beruf verknüpft waren; geht es doch deutlich über das normale Maß des beruflichen Einsatzes hinaus.

Gudrun Gruhn

Gudrun Gruhn hat durch ihr langjähriges Engagement vor allem im kommunalpolitischen und heimatlichen Bereich auszeichnungswürdige Verdienste erworben.

Gudrun Gruhn war von 1994 bis 2009 für die Freie Wählergemeinschaft in der Bezirksvertretung des Stadtteils Mönchengladbach-Giesenkirchen politisch aktiv.

In dieser Zeit hat sie sich zudem 15 Jahre im Sportausschuss sowie 5 Jahre im Umweltausschuss des Rates der Stadt Mönchengladbach engagiert.

Seit 2017 kümmert sie sich in ihrer Funktion als Vorsitzende des Heimatvereins Giesenkirchen-Schelsen-Meerkamp insbesondere um Seniorinnen und Senioren.

Frau Gruhn organisiert zweimal in der Woche einen Treff in der örtlichen Begegnungsstätte und bietet somit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen Ort des Austauschs und der sozialen Kontaktpflege.

Ein Highlight hierbei ist die jährliche, von Frau Gruhn organisierte Seniorenfahrt zu Ausflugszielen in der näheren und weiteren Umgebung.

Auch für den Stadtteil selbst bringt sich Gudrun Gruhn weiterhin mit voller Kraft ein. So war sie federführend an den Vorbereitungen für die 875-Jahr-Feier von Giesenkirchen im Jahr 2025 beschäftigt.

Zunächst als Vorsitzende von 2012 bis 2021 und anschließend als Geschäftsführerin organisierte Frau Gruhn bis zum Jahre 2024 für die „Interessengemeinschaft Kinderkarneval“ u. a. den Kinderkarnevalszug in Giesenkirchen sowie den Rathaussturm.

Des Weiteren veranstaltet sie seit dem Jahr 2007 auf ihrem Hof einen Advents- und Weihnachtsmarkt, dessen Erlöse u. a. dem Stadtteil Giesenkirchen zugutekommen, etwa für Kindergärten, Jugend- und Senioreneinrichtungen, Schulen oder auch der Wiederbelebung des Brunnens auf dem zentralen Konstantinplatz.

Eine weitere Herzensangelegenheit von Gudrun Gruhn ist es, Kindern bis zur Einschulung das Schwimmen beizubringen.

Als 1. Vorsitzende (seit 1991) der Schwimmsportvereinigung Rheydt 1903. e. V. (SSV Rheydt) legt sie hierauf besonderen Wert.

Darüber hinaus ist Frau Gruhn seit sieben Jahren Geschäftsführerin der „Start Gemeinschaft Schwimmen“, einem Zusammenschluss der Schwimmabteilungen aller Vereine in Mönchengladbach; vom reinen Schwimmverein über Tauchvereine bis hin zum Behindertenschwimmen.

Ihrem unermüdlichen Einsatz ist es auch zu verdanken, dass die „Start Gemeinschaft Schwimmen“ inzwischen den Status eines Nachwuchsleistungszentrums erhalten hat.

Nicht zuletzt koordiniert sie noch die Wasserzeiten der Mönchengladbacher Schwimmvereine sowie seit 2014 Sport- und Bewegungsangebote für geflüchtete Menschen.

Gudrun Gruhn wurde im Jahre 2013 für ihr ehrenamtliches Engagement im Schwimmverein SSV Rheydt sowie bei der Karnevalsgesellschaft Botterblom 1951 e.V. die Ehrentafel des Stadtbezirks Mönchengladbach-Ost verliehen.

Dr. Annette und Ernst Jansen-Winkeln

Die Eheleute Dr. Annette und Ernst Jansen-Winkeln haben durch ihr jahrelanges Engagement im kulturhistorischen Bereich der Forschung, Dokumentation und Bewahrung kunsthandwerklicher Glasmalereien auszeichnungswürdige Verdienste erworben.

Das Interesse der Kunsthistorikerin Dr. Annette Jansen-Winkeln an Kirchenfenstern wurde durch den Beruf ihres Schwiegervaters geweckt, der als expressionistischer Glasmaler und Kirchenkünstler im Rheinland tätig war.

Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sie Aufmerksamkeit auf die Gedankenlosigkeit und Geringschätzung zu richten begann, durch die oft nicht unter Denkmalschutz stehende Kirchen der Nachkriegszeit und ihre erst in jüngerer Zeit geschaffenen Ornamentfenster von Abriss und Zerstörung bedroht sind.

Das Engagement von Annette Jansen-Winkeln begann mit der Herausgabe von Monografien von zumeist unbekannten Glaskünstlern und mündete schließlich in der systematischen Erfassung dieser Kunstgattung.

So gründete das Ehepaar Jansen-Winkeln im Jahr 1993 in Mönchengladbach den Verein „Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jahrhunderts e.V.“ und begann auf eigene Kosten mit einer flächendeckenden Erhebung der Fensterglaskunst in Nordrhein-Westfalen, in Luxemburg und in der niederländischen Provinz Limburg.

Inzwischen haben die Eheleute Jansen-Winkeln in privater Initiative rund 100.000 Werke gesichtet, erfasst und mit Fotos und Lagezeichnungen dokumentiert. Ihre umfassende Arbeit haben sie auf ihrer Internetseite der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Darüber hinaus haben sie auch mehrere Fachpublikationen veröffentlicht, die die überwiegend sakrale Glaskunst nicht nur als Handwerk, sondern auch als künstlerisches Kulturgut würdigen.

Angesichts zunehmender Umnutzungen und Abrisse von Kirchen hat das Ehepaar Jansen-Winkeln in Mönchengladbach ein privates Depot eingerichtet.

Hier lagern sie vor der Zerstörung gerettete Glaskunst-Fenster auf eigene Kosten ein, um sie für eine spätere bauliche Wiederverwendung der Nachwelt zu erhalten.

Von 2004 bis 2021 erweiterte die Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. ihren geografischen Wirkungskreis auf den rheinland-pfälzischen Teil der ehemaligen preußischen Rheinprovinz und das Saarland.

Damit stieg die Zahl der erfassten Glaskunst auf etwa 150.000 Werke in über 10.000 Gebäuden. ‚

Im Jahr 2016 gründeten die Eheleute Jansen-Winkeln in Mönchengladbach die „Europäische Akademie für Glasmalerei“ als gemeinnützige Stiftung, die sich der Forschung, Dokumentation, Archivierung und Erhaltung von Werken der Glasmalerei widmet und ihre kulturhistorischen Zusammenhänge der Fachwelt wie auch der Öffentlichkeit zugänglich und anschaulich machen will.

Damit tragen sie entscheidend dazu bei, eine kostbare Facette der kulturellen Identität des Rheinlandes für die Nachwelt zu schützen.

Im Februar 2018 erlangten die Eheleute Jansen-Winkeln die Aufmerksamkeit der Medien, als sie die Kirchenfenster des Immerather Doms in Immerath bei Erkelenz unmittelbar vor dem wegen des nahenden Braunkohlte-Tagebaus beschlossenen Abriss der Kirche bergen ließen und sie damit retteten.

In ihrer langjährigen außergewöhnlichen Forschungsarbeit hat das Ehepaar Jansen-Winkeln sich unter Einsatz ihres Privatvermögens mit viel Ausdauer, Fleiß und Leidenschaft der Bewahrung des kulturellen Reichtums der Glasmalerei verschrieben.

Im deutschsprachigen Raum. und auch im europäischen Ausland gibt es kein vergleichbares Projekt und auch kein vergleichbares Engagement zur Glaskunst und Glasmalerei des 20.Jahrhunderts, wie die Eheleute Jansen-Winkeln es betreiben.

Darüber hinaus setzen sich die Eheleute Jansen-Winkeln auch für einen gesetzlich verbrieften Kulturschutz von Glasmalerei ein.

Im Jahr 2018 veranstalteten sie dazu einen Kongress, an dem Fachleute sowie hochrangige Vertreter aus Politik und Kirchen teilgenommen haben.

Die Ergebnisse des Kongresses zeigen langsam Wirkung, wie die jüngst vom Vatikan verabschiedeten verbindlichen Richtlinien für den Umgang mit Gotteshäusern zeigen.

Im Jahre 2017 erhielt das Ehepaar Jansen-Winkeln für ihr langjähriges unermüdliches Engagement den Deutschen Preis für Denkmalschutz in Form-der „Silbernen Halbkugel“ vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz.

2019 wurden die Eheleute mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.