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HEUTE, am 22. Januar 2021 wird der UN-Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft treten und somit geltendes Völkerrecht.

Ein Grund zum Feiern, für alle Menschen auf dem Globus, auch in unserer Stadt.

Es war Hans Jonas, einer der berühmtesten Söhne und Ehrenbürger unserer Stadt, der einen universellen ökologischen Imperativ an uns richtete:

„Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden“.

Atomwaffen verstoßen, das wissen wir alle seit den verheerenden Folgen des Abwurfs amerikanischer Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, in todbringender Weise gegen dieses unverzichtbare Gebot.

Seither gibt es breiten Widerstand gegen atomare Aufrüstung.

Gegen die seinerzeit geplante Ausstattung der Bundeswehr mit Atomwaffen richtete sich die 1957 gestartete Kampagne „Kampf dem Atomtod“ sowie der Appell von achtzehn deutschen Atomphysiker („Göttinger Appell“).

In Großbritannien ist die gleichzeitig unter dem Namen „Campaign for Nuclear Disarmament“ gestartete Bewegung mit dem Namen Bertrand Russell verbunden.

Die Ostermärsche haben ihren Ursprung in diesen Kampagnen.

1970 fand durch den Atomwaffensperrvertrag das deutsche Bestreben nach der Atombombe ein vorläufiges Ende.

Das Abkommen wurde im Juli 2017 von 122 Staaten in den Vereinten Nationen beschlossen, für das sich die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN), im Oktober 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, jahrzehntelang eingesetzt hatte.

Zum ersten Mal wurde damit in den UN demokratisch im Mehrheitsprinzip über Atomwaffen entschieden, ohne dass die Atommächte ein Veto einlegen konnten.

51 Staaten sind dem Vertrag inzwischen beigetreten, weitere 37 Staaten haben ihn unterzeichnet und weitere 50 befinden sich im Prozess der Ratifizierung.

Diese 138 Staaten stellen über 70 Prozent der Staaten weltweit dar – eine klare Mehrheit.

Weitere 17 Staaten sind unentschieden und 42 Staaten sind dagegen.

Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern, obwohl ein am 24. März 2010 von allen Fraktionen des Deutschen Bundestages verabschiedeter Antrag verlangte, „Deutschland muss deutliche Zeichen für eine Welt frei von Atomwaffen setzen“, und 92 % der Bundesbürger laut repräsentativen Umfragen für Deutschlands Beitritt zum Atomwaffenverbot sind.

Wir als Regionalgruppe der Internationalen Ärzte für die Verhinderung des Atomkrieges (IPPNW), der Mutterorganisation von ICAN, fordern alle Menschen in Mönchengladbach und Umgebung auf, sich für einen Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag einzusetzen.

Wir alle haben gute Gründe für eine solche Forderung.

Unweit unserer Stadt, in Büchel in der Eifel, lagern amerikanische Atomwaffen, die von Bundeswehrsoldaten abgeworfen werden sollen, wenn Nato-Entscheider so befehlen.

Dann werden wir mit zu den ersten Opfern gehören, die tödliche, verwüstende Folgen zu spüren bekommen.

Wenn wir uns gemeinsam die Handlungsmaxime von Hans Jonas zu eigen machen, haben Atomwaffen keinen Platz in unserem gesellschaftlichen Zusammenleben, lokal so wenig wie global.