Wie werden sich die Menschen künftig fortbewegen, wie werden sie mobil sein?
Fragen, denen vor dem Hintergrund der klimatischen Veränderungen eine immer größere Bedeutung zukommt.
Auch Mönchengladbach – als selbsterklärtes Oberzentrum am linken Niederrhein – sieht sich mit wachsendem Autoverkehr konfrontiert, der zunehmend die urbane Lebensqualität bedroht.
Lösungsvorschläge für den notwendigen Strukturwandel, wiederholt von den Grünen gefordert, liegen längst vor: eine umweltfreundliche Mobilität unterstützen, die Abhängigkeit der Menschen vom Auto verringern, den öffentlichen Raum in Städten gerechter verteilen, den Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehr als Alternativen zum Pkw gezielt fördern., insbesondere den Schienenverkehr.
„Es ist klar, dass eine Verkehrswende her muss“, sagt Karl Sasserath, Fraktionssprecher der Mönchengladbacher Grünen. Die werde aber nur gelingen, wenn vor allem auch die Schiene deutlich attraktiver gemacht werde.
Die Region benötige ein regionales Mobilitätskonzept, wenn sie das Ziel, CO2 so weit wie möglich zu vermeiden, erreichen wolle.
„Das erfordert eine regionale Kooperation mit den Kreisen Neuss, Viersen und Heinsberg, denn dieser notwendige Strukturwandel ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, betont Sasserath.
Mönchengladbachs Planungsdezernent Dr. Gregor Bonin (CDU) hatte jüngst erst Bedingungen gestellt für eine Zustimmung der „Vitusstadt“ zur Verlängerung der Regiobahn S 28 über Kaarst und Mönchengladbach hinaus bis nach Viersen.
Der Christdemokrat verknüpfte dabei die S28-Verlängerung im Rahmen von regionalen Gesamtmaßnahmen mit einer Verlängerung der S8 bis zum Rheydter Hauptbahnhof und einem eigenen Haltepunkt für die Hochschule Niederrhein.
Für Karl Sasserath ist diese Forderung ein verstecktes Nein zur Frage der S28-Verlängerung: „Die Machbarkeitsstudie des Duisburger Gutachterbüros Vössing aus dem Jahr 2018 zu einem Haltepunkt an der Fachhochschule Niederrhein zeigt auf, dass eine Weiterleitung der S8 nach Rheydt wenig Sinn hat und während der Hauptverkehrszeit sogar unmöglich ist“.
Den alten Ratsbeschluss von 2015 hält Sasserath deshalb für sachlich längst überholt.
„Wir Grüne haben gerade erst in der letzten Ratssitzung im Dezember 2019 beantragt, die Stadt Mönchengladbach möge sich aktiv für die Erweiterung der S28 von Kaarst nach Viersen aussprechen und dieses Vorhaben tatkräftig unterstützen“, erinnert Sasserath.
CDU und SPD hatten den Grünen-Antrag in den Planungsausschuss am 19.02.2020 verschoben, um ihn dann dort abzulehnen.
Ungeachtet dessen hatte Dezernent Dr. Bonin gegenüber der Presse geäußert, Mönchengladbach stehe einer S28-Verlängerung verhalten positiv gegenüber.
„Die CDU/SPD-Ratsmehrheit und ihr Planungsdezernent werden hier ihrer regionalen Verantwortung in keiner Weise gerecht. In den regionalen Verkehrsbeziehungen behindern Planlosigkeit und fehlendes Rollenverständnis die Entwicklung Mönchengladbachs doch sehr. Und nicht vergessen sollten wir, dass die Menschen immer mehr auf eine umweltgerechte Mobilität als Teil der Daseinsvorsorge angewiesen sind“, stellt Karl Sasserath fest. „Mönchengladbach“, so der Grünen-Politiker weiter, „braucht die Unterstützung des Kreises Viersen zur notwendigen Verbesserung der Zugverbindung nach Venlo.“
Die „Vitusstadt“ und die Region würden von der Herstellung der vollständigen Zweigleisigkeit in die Niederlande wirtschaftlich stark profitieren.
Zum Forderungskatalog des Planungsdezernenten Bonin gehörte überdies der Wunsch, den Regionalexpress 8 zwischen Köln und Mönchengladbach zu beschleunigen.
„Das kann man ja grundsätzlich fordern“, sagt Karl Sasserath. „Aber ein reibungsloser Personenverkehr im Halbstundentakt würde nur mit einem zweigleisigen Ausbau funktionieren, denn die Stecke wird ja sonst sehr häufig vom Güterverkehr genutzt.“
Ohne den Ausbau, das hätten Bahnexperten wiederholt bestätigt, seien immer wieder Verspätungen und Anschlussverluste in Mönchengladbach oder Viersen zu erwarten.
Klar sei: Mit ihren Bedingungen für die Verlängerung der Regiobahn S 28 führen die Mönchengladbacher CDU und ihr Kooperationspartner ihre Nachbarn in der Region hinters Licht.
Entsprechend lautet das Fazit des grünen Fraktionssprechers: „Für die notwendige Verkehrswende mit einem attraktiveren Schienenverkehr benötigen wir als Mönchengladbacher die regionale Kooperation mit unseren Nachbarn. Die Region müsste hier mit einer Stimme sprechen. Leider begreift die Ratsmehrheit von CDU und SPD den Strukturwandel nicht als Chance, sondern lässt einmal mehr die Möglichkeiten zu einer regionalen Kooperation ungenutzt liegen. Damit wird diese politische Kooperation ihrer Führungsrolle nicht gerecht – zum Schaden der gesamten Region.“
Die „verhaltene Zustimmung“ der Stadt MG zur S28, die ich bis dato eher als eine kaschierte Ablehnung wahrnehme, zeigt auf, wie stark die „Blockierer“ in der hiesigen Politik immer noch in einem ausgesprochen provinziellem Denken verhaftet sind.
Ich kann zwar nachvollziehen, dass der im äußersten Nordosten gelegene Bahnhof Neersen für die Gesamtstadt wenig Attraktivität mit sich bringt, aber ich finde, es ist dringend an der Zeit, über den Tellerrand der eigenen Kommune hinaus zu sehen.
Es ist nicht erst der Klimawandel und die sich durch ihn anbahnenden vielfältigen Umwälzungen unserer Lebensumstände, der eine Kooperation der Gebietskörperschaften sinnvoll und nötig macht, aber der Klimawandel, genauer die Klimakatastrophe, lässt das kooperative Handeln immer dringender und notwendiger werden.
Ohne Zusammenarbeit und gemeinsames Gestalten werden sich die großen Herausforderungen nicht bewältigen lassen.
Deshalb ist MG gut beraten, mit Viersen und Willich zusammen ein gutes Konzept für die S28 aufzustellen und möglichst bald in die Tat umzusetzen anstatt unmotiviert weg zu schauen und auf die Bremse zu treten.
Denn auch für unsere Stadt tut eine Verkehrswende Not.
Eine Verkehrswende, die weitgehend CO2-frei, umweltfreundlich, dabei komfortabel und mit möglichst geringem Flächenverbrauch die Mobilitätsbedürfnisse der Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt befriedigen hilft.
Auch und gerade in Zeiten, wo der motorisierte Individualverkehr nicht mehr in dem Umfang möglich sein wird wie heute, weil er zu klimaschädlich und zu viel Fläche verbraucht.
Die S28 sehe ich als eine wunderbare Chance, in ein sehr attraktives Konzept zur Verkehrswende einzusteigen.
Dazu bietet es sich förmlich an, die noch existierende Bahntrasse von Neersen nach Eicken (die immer noch dem Bahnverkehr gewidmet ist mit in das Konzept der S28 einzubinden, indem man z.B. eine Linie der S28 bis zu einem am Ende dieses Streckenastes zu errichtenden Haltepunkt Eicken durchbindet.
Es könnte sich dabei auch um einen Shuttlezug handeln, der im Bahnhof Neersen automatisch an den von Viersen kommenden Zug ankoppelt.
Auf diese Weise könnte der Einzugsbereich der S28 erheblich ausgeweitet werden, zumal auch der ehemalige Haltepunkt Neuwerk selbstverständlich wieder belebt werden müsste.
Alleine schon die Reaktivierung dieses Streckenastes würde die Attraktivität der S28 für MG deutlich steigern, da die Vernetzung der Stadt auf der Schiene mit dem Umland deutlich verbessert würde.
Es würden sich noch weitere Ausbauten anbieten, bis hin zu einer echten Wiederbelebung eines Straßenbahnnetzes wie im obigen Kommentar von J. Mülders angedeutet.
Fehlt den Verantwortlichen in unserer Stadt der Mut? Oder die Phantasie?
In jedem Fall scheint mir die Einsicht zu fehlen, angesichts der auf uns zukommenden Umwälzungen endlich die notwendigen Schritte in die richtige Richtung zu gehen.
Mit der Reaktivierung der S28 ist der Einstieg in ein zukunftsweisendes schienengebundenes ÖPNV-Netz für MG zum Greifen nahe. Worauf warten wir noch?
Jürgen Löscher
Eine kleine Zusammenfassung des Forderungskataloges:
Also wenn,
1. die S28 nicht bis nach Venlo geht,
2. die RE13 bis nach Eindhoven weitergeführt wird,
3. die S28 keine Konkurrenz zum Fernverkehr ist.
4. es keine Verbindungen zwischen Dssd HBF und den Niederlanden gibt, ohne Halt in MG
5. der Letter off Intent unterschrieben ist,
6. die S8 über Rheydt nach Erkelenz im Konzept Niederrhein aufgenommen ist,
7. MG eine Mitsprache bei der Strecke Köln nach MG hat
dann könnten wir uns überlegen, ob wir der S28 vorsichtig verhalten optimistisch vielleicht zustimmen können wollen!
Was ist mit der A380 auf dem Flughafen? Kleiner Scherz!
Boah! was für eine Liste von Anforderungen.
Wie lange fährt ein Zug auf MG-Gebiet? 5 Minuten?
Aber MG bestimmt, ob wir frühestens im Jahr 2027 einen weiteren ÖPNV bekommen oder nicht.
Der BUND unterstützt die S28.
Wie rücksichtslos kann man sein gegenüber,
1. unseren Nachbarn in Viersen, die die meisten Vorteile hätten,
2. den kleinen Gemeinden zwischen Viersen und Venlo sein, die fast garkeinen ÖPNV haben,
3. den Einwohnern in Bettrath, Neuwerk usw. (bei wahrscheinlich günstigerem Fahrpreis als von Lürrip aus),
4. den ÖPNV Nutzern, die zu den vielen anderen Haltstellen fahren als den HBF Dssd,
5. denen, die gerne vom Auto zum ÖPNV umsteigen möchten, weil es viel billiger ist,
6. der Natur, die den Ausbau der A52 und A44 (Neersen bis Strümp) auf 6 Spuren plus Standstreifen aushalten muss,
7. unseren Werten, der Nächstenliebe, oder „was du nicht willst, was man dir antut, das tue auch keinem anderen an“.
Fertig!
7 gegen 7.
Die Verlängerung der S28 nach Mettmann wurde wesentlich besser angenommen als geplant.
Aber, lasst es liegen, wir haben ja Zeit bis . . .und das Bisschen CO2 der A52 halten wir auch noch aus!
Aber alles geht nur, wenn ETSC eingebaut ist (die Abstandregelung der Züge, damit können mehr Züge fahren) also ab 2027, mit Ausnahme der S28, die ginge auch ohne.
Wir könnten aber auch eine Tram Train von der S28 Haltestelle Neersen über Eicken, Nordpark, Wanlo, Rheydt HBF, Hochschule, MG HBF und zurück nach Neersen bauen, auf dieser Strecke liegen schon sehr viele Gleise. (siehe Karlsruhe).
Schön, wenn man Träumen kann; traurig, wenn man sich fremdschämen muss!
Aufwachen, und ab in den Stau!