In den letzten Tagen haben Altstadtbewohner:innen ihren Unmut über die Planungen für den Geropark deutlich gemacht, indem sie die zur Fällung vorgesehenen Bäume mit roten Schleifen markierten.
Das ist der bislang sichtbarste Ausdruck der Unzufriedenheit über Planung und Planungsprozess zur Umgestaltung des Geroparks, die sich bei den beteiligten Bürger:innen aus dem Umfeld im Laufe des letzten Jahres breit gemacht hat.
Die initiative altstadt teilt diese Unzufriedenheit, die sich auf mehrere Aspekte dieses Projektes richtet:
Das Quartiersmanagement begleitet den Planungsprozess und organisiert den Dialog der Bürger:innen mit den Planer:innen.
Der hierfür installierte Arbeitskreis Geropark, in dem Vertreter:innen der Akteur:innen aus dem Umfeld vertreten sind, hat zunächst ein Anforderungsprofil für die Neugestaltung entwickelt, das den Planer:innen als Hausaufgabe mitgegeben wurde.
Dabei flossen auch Erkenntnisse aus einer Erhebung zur Nutzung des Parks ein, die die HSNR mit der mobilen Denkfabrik des Masterplan MG3.0 im Jahr 2015 erarbeitet hat.
In den ersten vorgestellten Entwürfen war von all dem wenig zu sehen, entsprechende Einwendungen wurden von den Planer:innen heruntergespielt.
Das Briefing wurde nicht ernst genommen.
Die zwischenzeitlichen Beteiligungstermine waren teilweise nachmittags angesetzt, so dass sie von Berufstätigen nicht wahrgenommen werden konnten.
Regelmäßig entstand der Eindruck, dass Einwendungen und Vorschläge eher unerwünscht sind – entsprechend wenig davon fand sich dann jeweils auf den folgenden Ausarbeitungen wieder.
Politik und Verwaltung drängeln, weil die Fördermaßnahme bis Ende 2022 abgeschlossen und abgerechnet sein muss und so für weitere Diskussionen keine Zeit bleibt.
Das führt dazu, dass nun ein Plan verabschiedet werden soll, mit dem niemand so richtig zufrieden ist, und der auf wichtige Fragen keine Antworten gibt:
Es fehlt weiterhin ein integriertes Verkehrskonzept für den Altstadtbereich, daher werden die verkehrlichen Aspekte der Planung mit isolierten Notlösungen bedacht, die keine Verbesserungen bringen.
Weder der Elterntaxi-Verkehr auf der Gasthausstraße noch ausuferndes Parken noch eine konsistente Wegführung für eine Ost-West-Fahrradstraße werden zufriedenstellend gelöst.
Die bessere Verknüpfung des Westends mit der Innenstadt, mit direkteren Wegverbindungen, ist einzig in Form von Dekoration und Bespielung der bestehenden Unterführung berücksichtigt.
Die Vergrößerung des Weihers, die womöglich den Verzicht auf den einen oder andern Baum rechtfertigt hätte, verfehlt ihre Wirkung, wo der Weiher zwar etwas länger, dafür aber deutlich schmaler wird.
Die geplante Einfassung mit Beton zerstört nicht nur die natürlichen Lebensräume von Tieren und Pflanzen in Ufernähe, sie entstellt den Weiher auch zu einer designten Dekor-Wasserfläche ohne ökologischen Wert.
Der Standort für die Außengastronomie am Fuße des Münsterberges, an der engsten Stelle des Gladbachtals, ist mit der Nähe zur lauten Speicker Straße, den dortigen Windverhältnissen und der Wegführung der Fahrradstraße denkbar ungeeignet.
Die bislang intensiv genutzten Spielmöglichkeiten werden zwar entgegen ersten Entwürfen nun wieder an einem Ort zusammengefasst, jedoch deutlich kleiner als bisher.
Und schließlich die Berücksichtigung des Klimawandels: Es ist unverantwortlich, im Jahr2021 eine Planung freizugeben, die für die nächsten 1-2 Generationen Bestand haben wird, aber schon heute sowohl bei den Anforderungen an Grünräume in der Stadt als auch bei den notwendigen Veränderungen bei der Nutzung und Aufteilung der Verkehrsflächen nicht mehr zeitgemäß ist.
Dass der Ersatz von großen Bäumen durch kleine (unter Einsatz von Flurschaden verursachendem Gerät) und die Abpollerung von Gehwegen keine Beiträge zu Klima- und Verkehrswende sind, braucht hier wohl nicht weiter ausgeführt werden.
Für uns ist all das nicht plausibel, wenn die Stadt zum gleichen Zeitpunkt den Klimanotstand ausruft, der ja sicherstellen soll, dass bei allen Entscheidungen die Wirkung gegen den Klimawandel eine Rolle spielt.
Wir haben den Eindruck, dass sowohl dem Planungsbüro als auch der Stadt immer noch die grundsätzliche Einsicht hierfür fehlt.
Der Geropark wird nach den vorliegenden Planungen mit viel Geld keine bessere Postkartenansicht, keine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und keine Verbesserung des Stadtklimas bieten – und kein besseres Vertrauen der Bürger:innen in die Ernsthaftigkeit von Bürgerbeteiligung in Mönchengladbach.
Es wäre am Ende schade um den Park und schade um das viele Geld, wenn diese Planung so umgesetzt wird.