Wenn es nach der Art des Auftrittes, dem Applaus nach der Bewerbungsrede für die Nominierung zur Kandidatur für das Amt des Hauptverwaltungsbeamten und der Häufigkeit spontaner Beifallsbekundungen im Verlauf ihrer Rede gegangen wäre, hätten die CDU-Parteimitglieder Petra Heinen-Dauber zu Ihrer Kandidatin gekürt.
Doch es kam anders.
Nach den beiden Bewerbungsreden von Frank Boss und Petra Heinen-Dauber gaben 199 der 390 wahlberechtigten CDU-Mitglieder (= 52,2%) ihre Stimme dem CDU-Landtagsabgeordneten (MdL), Ratsherrn und hauptamtlichen Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Landschaftsverband Rheinland (LVR) Frank Boss.
Bewerbungsrede Frank Boss
Bewerbungsrede Petra Heinen-Dauber
Mit nur 18 Stimmen weniger musste Heinen-Dauber ihrem Mitbewerber den Vortritt lassen, der nun aus Sicht der Mönchengladbacher CDU Anwärter auf den Posten „Chef von ca. 3.000 Mitarbeiter der Mönchengladbacher Verwaltung“ werden soll, der mit ca. 150.000 EURO Jahres-Grundgehalt sehr gut dotiert wird.
In Gesprächen mit Parteimitgliedern am Rande des Parteitages wurden Vermutungen laut, dass die Differenz hätte durchaus höher ausfallen können, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass Boss nicht auf die Einkünfte aus seiner Tätigkeit beim LVR verzichten wollte.
Landtagsabgeordnete sind in erster Linie Berufspolitiker mit Diäten in Höhe von aktuell monatlich 10.726 EURO, mit der ihnen eine wirtschaftliche Unabhängigkeit gewährleistet sein soll.
Dass Boss sich entschieden hatte, nicht auf die „Einkunftsquelle LVR“ zu verzichten, schien bei manchen CDU-Mitgliedern nicht gut angekommen zu sein, wobei sie sich auch die Frage gestellt hatten, mit welcher Ernsthaftigkeit er die MdL-Tätigkeit wahrnehme.
Es liegt in der DNA der so genannten Volksparteien CDU und SPD, interne Wahlen möglichst ohne großes Aufsehen und möglichst nur mit einem Kandidaten abzuwickeln.
Alles andere wird oft intern, aber auch extern als „außergewöhnlich“ eingestuft und zu „Kampf“-Kandidaturen hochstilisiert, obwohl eine Wahl ein ganz normaler demokratischer Vorgang ist.
Auszug aus Begrüßungsrede Dr. Günter Krings
Offensichtlich angesichts der Tatsache, dass sich im Vorfeld des Nominierungsparteitages zwei fast gleichstarke „Lager“ gebildet hatten, sah sich der CDU-Kreisvorsitzende Dr. Günter Krings im Verlauf seiner Begrüßungsrede veranlasst, eindringlich auf Geschlossenheit der Mönchengladbacher CDU im bevorstehenden Wahlkampf zu drängen.
Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang die Prioritätensetzung des Kreisvorsitzenden an die Adresse der Kandidaten und Parteimitglieder.
- Die Stadt und die Bürger der Stadt
- Die Partei und ihre Mitglieder
- Der Einzelne
Diesen deutlichen Hinweis dürfte Dr. Krings mit Bedacht gegeben haben, wird ihm auch im „fernen Berlin“ nicht entgangen sein, dass in der auslaufenden Ratsperiode seine Parteifreunde und deren Kooperationspartner aus der SPD in vielen Angelegenheiten die exakt umgekehrte Priorisierung gewählt hatten.
Bekanntgabe des Wahlergebnisses Hauptverwaltungsbeamter
Diesem Aufruf schloss sich auch der Vorsitzende des Parteitagspräsidiums Detlef Irmen an, nachdem er das Wahlergebnis bekannt gegeben hatte.
Sich darauf einzustellen, haben die Protagonisten nunmehr zehn Monate Zeit. Ob es ihnen gelingt, die teilweise schon lang anhaltenden und tief sitzenden Animositäten beizulegen, bleibt abzuwarten.