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Seit 11:40 Uhr wird der Braunkohletagebau Garzweiler II blockiert. Rund 150 Personen beteiligen sich an der Aktion „Kohle erSetzen!“.

Mit bunten Bannern und gelben Xen als Zeichen des Widerstands versperren sie mit ihren Körpern die Zufahrten zum Tagebau.

Die Aktivisten setzen sich dem Schichtwechsel in den Weg und stören so den reibungslosen Betriebsablauf der Braunkohleindustrie.

Der Personal- und Lieferverkehr des Tagebaus ist bis auf Weiteres unterbrochen, die kraftvolle Sitzblockade soll auf unbestimmte Zeit fortgesetzt werden.

Im erneuten Hitzesommer fordern die Blockierenden einen Kohleausstieg, der es ermöglicht, die 1,5-Grad-Grenze nicht zu überschreiten.

„Das Klima kennt weder Kompromisse noch Sommerpausen! Die bisherigen politischen Maßnahmen sind angesichts der schon jetzt spürbaren, katastrophalen Auswirkungen der Klimakrise absolut unzureichend,“ begründet Pressesprecherin Mira Jäger die Aktion.

Es wird nicht nur die Wende zu 100% Erneuerbaren Energien gefordert, sondern vor allem auch eine drastische Senkung des Energieverbrauches gerade in reichen Ländern wie Deutschland.

„Wir stehen vor einem gesamtgesellschaftlichen Megaprojekt, das fahrlässig und von einigen Akteur_innen auch vorsätzlich verschleppt wird,“ so Jäger weiter. „Die Klimakrise lässt ganze Ökosysteme kollabieren und bedroht das Überleben von Millionen Menschen. Wenn wir jetzt nicht endlich handeln, ist der Zusammenbruch ganzer Gesellschaften aufgrund der zerstörerischen Auswirkungen unseres verschwenderischen Lebensstils zu befürchten“.

Das rheinische Braunkohlerevier ist die größte CO2-Quelle in Europa.

RWE treibt dort trotz absehbarem Kohleausstieg die Umsiedlung von sechs Dörfern und weiteren Höfen voran, die dem Kohle-Abbau weichen sollen.

„Es dürfen hier und weltweit keine Dörfer und Wälder mehr abgebaggert werden für dreckige Energieträger und den Profit einzelner Konzerne,“ betont Pressesprecherin Clara Tempel.

„Es braucht einen Stopp aller bergbauvorbereitenden Maßnahmen. Die gelben Xe in der Aktion sind dabei ein Zeichen unserer Solidarität mit dem lokalen Widerstand.“

Außerdem wird deutlich gemacht, dass einfache Appelle schon lange nicht mehr ausreichen. So verweist Clara Tempel auf die größer werdende Bewegung:

„Wir überschreiten mit Aktionen Zivilen Ungehorsams bewusst die Regeln eines Gesellschaftssystems, das unfähig ist, die Klimakrise einzudämmen. Damit wollen wir den notwendigen Druck für eine klimagerechte Gesellschaftstransformation erreichen. Immer mehr Menschen widersetzen sich als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung auf ihre Art dem bestehenden klima-ungerechten System.“

Die Aktionsgruppe setzt sich seit 2017 durch vielfältige Aktionen des zivilen Ungehorsams für das Ende der Kohleverstromung ein.

Auch die erste Aktion von Kohle erSetzen! fand im Sommer 2017 in der Nähe des Tagebaus Garzweiler am Kraftwerk Neurath statt.

In diesem Jahr wurde bereits der Bau der künftigen ‚Grubenrandstraße‘ L354n zwischen Wanlo und Kaulhausen blockiert.

Die Aktion im Frühjahr fand gemeinsam mit dem Bündnis von Tagebau-Betroffenen „Alle Dörfer bleiben!“ statt.

In der Woche vor der Aktion war Kohle erSetzen! zu Gast auf dem Klimacamp im Rheinland.

Dort standen nicht nur Forderungen an Konzerne und Politik im Mittelpunkt, sondern auch die Frage wie der gesellschaftliche Wandel praktisch gelebt werden kann.

(c) BZMG

Mehr zum Thema auch im SPECIAL auf BZMG 1.0:
http://www.bz-mg.de/category/specials/braunkohle-tagebau/