In knapp 8 Tagen, am kommenden Sonntag, 23.02.2025, sind alle wahlberechtigten Bundesbürger aufgerufen, die Mitglieder des nächsten Bundestages zu wählen.
In Mönchengladbach hatten viele – man spricht von 30.000 Bürgern – sich für eine Briefwahl interessiert und diese Möglichkeit wahrscheinlich auch wahrgenommen.
Sie konnten die aktuellen, teilweise dramatischen Entwicklungen nicht mehr in ihre Entscheidung mit einbeziehen.
10 Direktkandidaten treten im Wahlkreis 108 mit ihren Parteien an und 9 weitere Parteien ohne Direktkandidaten.
Wer letztlich das Rennen macht und ggf. weiterhin im Bundestag tätig sein darf, ist gerade aufgrund der Wahlrechtsreform, wodurch die Zahl der Bundestagsabgeordneten auf 630 „gedeckelt“ wurde, weitgehend offen.
Während 2021 neben dem Wahlsieger Dr. Günter Krings (CDU) auch Gülistan Yüksel (SPD) und Katrin Henneberger (B90/Die Grünen) über die Landeslisten ihrer Parteien die Mönchengladbacher im Bundestag vertreten durften, können deren Chancen bei der diesjährigen Bundestagswahl durchaus als nicht besonders hoch eingestuft werden.
Diese beiden haben ihre Listenplätze behalten, jedoch scheint angesichts der gesunkenen Reputation ihrer Parteien noch lange nicht ausgemacht zu sein, dass diese Listenplätze auch wirklich „ziehen“.
Die übrigen Mönchengladbacher Direktkandidaten dürften unter „ferner liefen …“ rangieren.
Würde am (morgigen) Sonntag, 16.02.2025 gewählt, kommen sämtliche Wahlforscher zu ähnlichen Ergebnissen, wie aktuell die Statistik-Plattform statista mitteilt:
„Laut der am 14. Februar 2025 veröffentlichten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen hätte die CDU/CSU 30 Prozent der Stimmen erzielt, wenn am Sonntag nach der Befragung Bundestagswahl in Deutschland gewesen wäre.
Die SPD wäre mit 16 Prozent der Stimmanteile deutlich hinter der Union. Die rechtspopulistische Partei AfD erhielt in der Sonntagsfrage der Forschungsgruppe Wahlen 20 Prozent, die Grünen kamen auf 14 Prozent.
Die FDP erreichte vier Prozent und wäre damit nicht über die 5-Prozent-Hürde gekommen, ebenso das Bündnis Sahra Wagenknecht mit vier Prozent in der Wahlprognose.
Rund sieben Prozent hätten sich in der Sonntagsfrage für Die Linke entschieden.“ (Zitat Ende)
Bekanntlich sind Wahlumfragen noch lange keine Wahlergebnisse, denn vieles hängt davon ab, wie sich der einzelne Wähler verhält und welchem „Wählertyp“ er zuzuordnen ist.
Typ "Traditionswähler"
Viele Wähler w+hlen mit der Erst-Stimme den Kandidaten/die Kandidatin der Partei, die sie „immer schon“ gewählt haben und geben dementsprechend ihre Zweitstimme, ohne auf die Inhalte der Programme und der Versprechungen zu achten.
Rationalität ist bei diesen eher unterentwickelt, so dass die gegen Einflüsse anderer Parteien und deren Kandidaten immun sind.
Typ „Halbwähler“
Weil niemand gezwungen ist, sein Wahlrecht auszuüben, indem er zwei Kreuzchen macht, kann es durchaus angebracht sein, beispielsweise nur mit der Zweitstimme die Partei zu wählen, deren Programm und Versprechungen den Vorstellungen der Wählerin/des Wählers am nächsten kommt.
Zu „Halbwähler“ können beispielsweise auch die werden, die im aktuellen Bundestagswahlkampf einem der „Kanzler-Kandidaten“ zutrauen, dieses Amt gut ausfüllen zu können.
Das ist bekanntlich nicht „direkt“ möglich, wohl aber „indirekt“ über die Landesliste.
Aber aufgemerkt: Damit stärkt man mittelbar aber auch den „Direktkandidaten“im Wahlkreis, dem/der man eigentlich bewusst nicht die Stimmen geben wollte.
Typ „Strategiewähler“
Solche Wähler sind sehr stark von der Ratio „gesteuert“.
Sie wägen Vor- und Nachteile ihrer Wahloptionen ab und scheuen sich auch nicht, die Erststimme jemandem zu geben, der aller Erfahrung nach „sowieso“ die meisten Stimmen auf sich vereinen wird, damit diese nicht „verloren“ geht, und orientieren sich bei der Vergabe ihrer Zweitstimme an Inhalten der Partei, von denen sie hoffen, dass sie der Mehrheit angehören werden.
Das kann zu Kuriositäten auf dem Wahlzettel führen weil beispielsweise die Erst-Stimmen an den vermutlichen „Sowieso-Gewinner“ geht, die Zweitstimme jedoch bei einer Partei landet, die vollkommen andere Ziele vertritt, als die Partei des „Sowieso-Gewinners“.
Typ „Nichtwähler“
Diese wählen nicht ;-).
Die Gründe dafür können unterschiedlich sein.
Oft hat man dabei die Annahme, dass solche „Wähler“ dazu beitragen, dass vor allem extreme Parteien davon profitieren
Typ „Wechselwähler“
Solche sind mit dem Direktkandidaten/der Direktkandidatin und deren Partei nicht zufrieden, wechseln das „Lager“ und geben Erst- und Zweitstimme einer anderen politischen Richtung.
„Trigger“ für solche Wähler können emotional und/oder rational sein, möglicherweise aber auch abhängig von der Sympathie für einen Kandidaten/eine Kandidatin.
Typ „Kooperationswähler“
Klingt verschroben, ist es auch, aber dennoch möglich.
Wünscht sich beispielsweise ein Ehepaar oder eine andere Lebensgemeinschaft, dass zwei Parteien miteinander koalieren, dann kann der eine Partner der einen Partei seine Zweitstimme geben und der andere der anderen Partei.
Man kann es dann dabei belassen oder aber die Erststimmen dem „Sowieso-Gewinner“ zuschanzen.
Typ „Protestwähler“
Diese vergeben ihre Stimme vor dem Hintergrund, dass sie unzufrieden mit der Politik der sogenannten „etablierten“ Parteien sind und stimmen nicht selten für rechts- oder links-populistische Parteien oder Kandidaten.
Mehr zu „Aspekten des Wählens“ finden Interessierte bei diesen gleichnamigen BZMG-Themenreihen: