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Luthers Appell zur Jahreswende 1523/24 „Auf Gott will ich hoffen und seiner Güte trauen“ wird nicht jedem in der gegenwärtigen Krisenzeit etwas bedeuten.

Auch das Sprichwort „Not lehrt beten“ hilft nach Überzeugung aufgeklärter Menschen nicht, wenn es um die Bewältigung von Krisen geht.

In Notzeiten und gegen Pleitewellen hilft der Staat mit millionenschweren Hilfspaketen.

„Aus tiefer Not schrei ich zur dir.“

Nachdichtung eines biblischen Psalms aus dem Alten Testament.

Felix Mendelssohn Bartholdy, aus gutsituiertem Elternhaus stammend, vertonte Luthers Choral im Jahre 1830.

Ihm selbst ging es gut.

Er war einundzwanzig Jahre jung und in Italien unterwegs.

Dennoch war er nicht taub für die Not vieler Menschen seiner Zeit.

Die beginnende Industriealisierung führte zu weitgehender Verarmung der Arbeiterschicht.

Auch Felix Mendelssohn erlebte indirekt „Not“ als jüdisch-deutscher Bürger.

„Das Judenthum in der Musik“- Richard Wagner verfasste 1850 diesen antisemitischen Aufsatz. 

Antisemitismus war ein bedrängendes Problem für Mendelssohn, obwohl er evangelisch getauft worden war.

„Aus tiefer Not schrei ich zur dir.“

Was unternimmt das Bistum Aachen in diesen Tagen?

Es erlässt „In Sorge um die Sicherstellung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes sowie zur Gewährleistung der Arbeitsfähigkeit im täglichen Dienstbetrieb“ im Auftrag des Generalvikars eine rechtliche „Verfügung“.

Ein „Krisenstab in direkter Unterstellung zum Generalvikar wird eingerichtet. Führungskräfte sind gehalten, diesen uneingeschränkt zu unterstützen.“

„Eucharistiefeiern, Vespern, Andachten etc. sind einzustellen. Das gilt auch für die Kar- und Ostertage, Feiern, Gottesdienste, Prozessionen und sonstige Veranstaltungen von Palmsonntag bis Ostermontag. Erstkommunionfeiern, Firmgottesdienste, Taufen und Trauungen sind zu verschieben.“

So weit so gut und rechtens.

Fällt einer katholischen Behörde in krisenhaften Tagen nichts anderes ein, als eine „rechtliche Verfügung“ zu erlassen?

Ach ja: „Die Gläubigen sind von der Sonntagspflicht befreit.“

Merken Generalvikar und Bischof nicht, dass sie sich lächerlich machen?

Seit Jahr und Tag fallen Gottesdienste aus, da es am zuständigen Personal fehlt und Kirchenobere nicht bereit sind, über neue Wege zum Priestertum nachzudenken.

Irreale Hinweise auf das sogenannte Kirchengebot „Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sollst du die Heilige Messe mitfeiern.“ sind absolut überflüssig.

Die um sich greifende Mutlosigkeit der Menschen beseitigt man nicht allein mit staatlichen Hilfspaketen, Kontaktverboten und amtskirchlichen Verfügungen.

Große Portionen an Vertrauensvorschuss und Ermutigung sind gefragt.

Viele Mitbürger gehen mit Mut machenden Beispielen und Initiativen voran.

Martin Luthers Kirchenlied „Aus tiefer Not schrei ich zur dir“ ist hochaktuell.