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„Wir setzen alles daran, dass sich die leidige Standort-Diskussion in Luft auflöst“, sagt Karl Boland.

Und der Sprecher des Vorstandes des Arbeitslosenzentrums (ALZ) bekommt in der Mitgliederversammlung spontan Beifall für diese Aussage.

Doch nicht nur Boland, auch ALZ-Leiter Karl Sasserath hatten einige Neuigkeiten.

Bleiben wir bei der Standort-Debatte.

Seit 2014 wird über den Verbleib am bewährten Standort Lüpertzender Straße neben der Musikschule mehr oder minder intensiv gerungen.

„Wir setzen darauf, dass wir da bleiben, wo wir sind“, betont Boland.

Schließlich leiste man eine wichtige Arbeit für eine „Gruppe am Rande unserer Gesellschaft“. Boland meint, dass sich die Diskussion um die räumliche Situation des ALZ „erledigt hat“.

Man setzte zudem auf den Kommunalwahlkampf 2020. Im Herbst wird ein neues Stadtparlament gewählt.

Neue Mitarbeiter. Eugenie Heiniz und Georg Beer gehören mittlerweile zu den bekannten Gesichtern im ALZ.

Beide – als Minijobberin bzw. im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms eingestellt – erledigen die Bewerbungshilfe; Heiniz könnte Nachfolgerin von Bürochefin Irene Fischer werden; sie geht in absehbarer Zeit in den (Un-)Ruhestand.

Beer ist Ansprechpartner für die BesucherInnen, vereinbart mit ihnen Freizeit-Angebote, betreut die Gartengruppe (Fläche hinter dem ALZ), erledigt Statistiken usw.

Sasserath: „Das ist ein kompetentes Duo“.

Anfang November kommt eine junge Mitarbeiterin hinzu.

Sie ist für ein „gesundheitliches Präventions-Programm“ (Sport, Ernährung, Entspannung) für Erwerbslose und für „Jedermann/-frau“ im Quartier rund um das ALZ zuständig.

Das Programm finanzieren die gesetzlichen Krankenkassen.

Die Angebote.

2018 leisteten die ALZ-Fachleute Sasserath und Julian Strzalla 2.509 Beratungen – sowohl im persönlichen Gespräch als auch am Telefon und per Mal.

Hierbei ging es vornehmlich um die wirtschaftliche Sicherung der KundInnen.

Strzalla erledigt eine umfängliche Sozialberatung. Seine Stelle wird von der Stadt finanziert.

Die Bewerbungshilfe

Hierbei wird die fertige „Visitenkarte“ jedes Einzelnen erstellt – soll angesichts der Nachfrage ausgeweitet werden; mit Heiniz und Beer steht dafür das geeignete Personal zur Verfügung.

Die Bewerbungshilfe (2018 für 232 Frauen und Männer) wird von der Gladbacher Stadtsparkasse finanziert. 

Mittagstisch

Rund 9.500 selbst gekochte Essen wurden 2018 ausgegeben, im Schnitt 48 täglich.

Da das Geld für Vertretungen fehlt, bleibt die Küche kalt, wenn das Team um Chefköchin Ella Heiniz Urlaub hat.

Sponsoren/Förderer/Finanzen

Sasserath wie Boland dankten Geldgebern wie den Stiftungen Wilberz, Diergardt und der katholischen Kirche.

Das ALZ nutze das Gebäude kostenfrei – ein Dank ging also auch an die Stadt bzw. die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG. Sie managt alle Stadt-Immobilien.

Zuletzt waren Reparaturen (Toiletten-Bereich etc.) von der EWMG erledigt worden.

Auch 2018 steht unter dem Strich ein Defizit. Der Ausgleich erfolgt über die Rücklage, eine Vorgehensweise, die auf Dauer nicht möglich sei, sagt Boland.

Man spare, wo man könne, so der Sprecher. Er bedankte sich für Büromöbelspenden z.B. von der Stadtsparkasse.

Keineswegs zufriedenstellend ist die Mitgliederentwicklung.

Derzeit sind es „nur“ rund 70. Hier will der Vorstand eine Kampagne starten, damit die Zahl deutlich steigt.

„Keine Beanstandungen“ hatten die auch für 2019 gewählten Kassenprüfer Anette Löffler und Bernhard Wilms.

Das Vortandsteam (Winfried Schulz, Franjo Schiller, Karl Boland, Herbert Baumann) dankten für die einstimmige Entlastung durch die Mitglieder.

Gelder aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF). Das ALZ bekommt jährlich etwa 65 000 Euro aus diesem Topf vom Land NRW.

Hatte CDU-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann vor geraumer Zeit angedroht, er werde dieses Geld streichen, um es im Kampf gegen ausbeuterische Arbeitsverhältnisse einzusetzen, hat der Westfale mittlerweile eine Art Kehrtwende vollzogen.

Inhalt: Ausbeutenden Arbeitgebern z.B. in Branchen wie Fleisch-, Bau-Industrie, Paketdiensten oder Gastronomie soll das Handwerk gelegt werden.

Und die betroffenen Beschäftigten vor allem aus Ost-Europa sollen dann Hilfestellungen in den mehr als 70 Erwerbslosen- und Arbeitslosenzentren in NRW erhalten.

Wenn diese es denn wollen – und vor allem können. Für das ALZ tun sich laut Sasserath noch viele Fragen auf, schließlich ist die Beratung und Hilfestellung für diese Menschen eine zusätzliche Aufgabe.

Außerdem gehe es hier um Arbeitsrecht – für die zwei Berater Neuland.

Das Gladbacher ALZ will sich an dem Programm Laumanns beteiligen; möglicherweise in Kombination mit anderen Einrichtungen.

Wichtig und für den Erhalt des ALZ bedeutsam sei die finanzielle Regelung dieses neuen Angebotes.

„Türöffner ALZ“

Ohne die bekannten Angebote Beratung, Begegnung und Mittagstisch zu vernachlässigen, weil gefragt, hat sich das ALZ zur Nachbarschaft stark geöffnet.

Mit Angeboten wie Ausstellungen, Musik, Garten-Aktivitäten, Gesprächs- und Info-Abenden, Beteiligung an der Kulturveranstaltung „nacht-aktiv“ etc.

Oder wie jetzt mit „Landscape Abteiberg“ im ALZ. Klänge und Fotos vermitteln neue Hör- und Sichtwelten des Kulturhügels.

Sasserath: „All das zeigt uns, dass wir längst kein Ort mehr sind, der von so genannten ,normalen‘ Menschen gemieden wird.“

Man sei ein unverzichtbares Zentrum im Viertel und darüber hinaus. Das allerdings habe im ALZ-Team an die Grenzen der Belastbarkeit geführt.